Reformer in der Katholischen Kirche Segnung homosexueller Paare gefordert
Das Reformprojekt Synodaler Weg fordert, dass die katholische Kirche auch homosexuelle Paare segnet. Seelsorgern, die Segensfeiern durchführen, sollen keine diziplinarischen Konsequenzen mehr drohen.
Der Synodale Weg fordert, Segensfeiern für alle Liebespaare zu ermöglichen. Auch Homosexuelle und zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können. Die rund 215 Teilnehmer an der Vollversammlung des Reformprojekts zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland verständigten sich in Frankfurt in Erster Lesung mehrheitlich auf einen entsprechenden Antrag.
Die Synodalversammlung ruft darin die Bischöfe auf, in ihren Bistümern Segensfeiern offiziell zu ermöglichen für Paare, "die sich lieben und binden wollen, denen aber die sakramentale Ehe nicht zugänglich ist oder die sie nicht eingehen wollen".
Seelsorgern, die eine solche Segensfeier durchführen, dürften keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Das Papier betont, eine Weigerung, "zwei Menschen zu segnen, die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollen", lasse sich "gnadentheologisch nicht überzeugend begründen".
"Die Versammlung hat geliefert"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, bewerteten die Ergebnisse der Versammlung als Erfolg. Man dürfe nicht erwarten, dass die Weltkirche Probleme löse, die man selbst vor Ort in die Hand nehmen müsse, sagte Stetter-Karp zum Abschluss. "Die Versammlung hat geliefert."
Bätzing erklärte die dritte Synodalversammlung sei zugleich einen Zwischenschritt. Er habe die große Hoffnung auf eine "veränderte Kultur, deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller, die durch Taufe und Firmung zum Gottesvolk gehören". Es seien die Grundlagen für fundamentale Änderungen gelegt worden, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.
Allerdings haben die Voten der Synodalversammlung nur begrenzt Wirkung, weil die meisten der dort angesprochenen Bestimmungen auf Ebene der Weltkirche geregelt sind. Deswegen können sie in Deutschlands nicht anders gehandhabt werden. Einige Papiere gehen zudem noch in weitere Beratungen, bevor sie als verbindlich gelten. Danach muss Rom entscheiden, wie es mit den Empfehlungen umgeht. Über die Umsetzung der Punkte, die vor Ort realisiert werden können, entscheiden die Bischöfe der 27 deutschen Bistümer.
Leid und Gewissenskonflikte
In der Debatte betonten viele Synodale, dass es eine große Zahl von Menschen gebe, die darunter litten, dass die Kirche ihrer Liebesbeziehung einen Segen verweigere. Einige verwiesen auf die Problematik, wenn Seelsorger ihrem Gewissen folgend solche Paare segneten, aber dadurch im Widerspruch zu den lehramtlichen Vorgaben stehen.
Von konservativer Seite wurde eingewandt, dass es keine wirklich offene Atmosphäre gebe, um das Thema kontrovers zu diskutieren.
Weiteren Diskussionsbedarf gibt es in der Frage, ob es Voraussetzungen für die Paare vor der Segensfeier geben sollte, etwa Gespräche mit Seelsorgern oder Seminare.
"Neubewertung der Homosexualität" gefordert
Zuvor hatte die Vollversammlung bereits einen Antrag beschlossen, der dem Papst empfiehlt, eine "lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität" vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde und "ist nicht als in sich schlecht zu beurteilen", so das Papier. "Da die homosexuelle Orientierung zur Identität des Menschen gehört, wie er von Gott geschaffen wurde, ist sie ethisch grundsätzlich nicht anders zu beurteilen als jede andere sexuelle Orientierung."
In der vorangegangenen Debatte herrschte Einigkeit, dass es keine Diskriminierung von Homosexuellen in der Kirche geben dürfe.