Krieg gegen die Ukraine Wagner-Chef droht Moskau mit Abzug aus Bachmut
Der Chef der Wagner-Truppe hat angekündigt, seine Kämpfer aus Bachmut zurückzuziehen - obwohl die ukrainische Stadt laut Prigoschin fast vollständig erobert sei. Doch aus Russland komme nicht die dringend benötigte Munition nach.
Seit Monaten ist die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine schwer umkämpft. Für Russland beteiligt sich dort die Wagner-Gruppe am Kriegsgeschehen und konnte die ukrainischen Truppen wohl immer weiter aus der Stadt zurückdrängen. Doch nun droht der Kopf der Gruppierung, Jewgeni Prigoschin, gegenüber Moskau mit dem Abzug seiner Kämpfer. Wie viele Wagner-Mitglieder in und um Bachmut tatsächlich kämpfen, ist nicht sicher.
Konkret nennt Prigoschin in einer auf Telegram verbreiteten Mitteilung das Datum des 10. Mai. Dann würde sich die Wagner-Gruppe aus Bachmut zurückziehen, sollte aus Russland bis dahin nicht Nachschub an Munition geliefert werden. "Ohne Munition werden meine Jungs keine unnötig hohen Verluste tragen", betonte Prigoschin. Seinen Kämpfern drohe ohne dringend benötigter Munition ein "sinnloser Tod".
Prigoschins Aussagen zufolge sei Bachmut inzwischen von 45 Quadratkilometern bereits alles bis auf ein Gebiet von 2,5 Quadratkilometer fast vollständig erobert. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Doch der Wagner-Chef warnte in Richtung des Kremls: "Wenn ihr uns keine Granaten gebt, bringt ihr nicht uns um den Sieg, ihr bringt das russische Volk um den Sieg."
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Prigoschin attackiert Verteidigungsminister und Generalstabschef
Es ist nicht das erste Mal, dass Prigoschin offen auf Konfrontationskurs zur russischen Militärführung geht. Nur wenige Stunden vor der Ankündigung, sich aus Bachmut zurückziehen zu wollen, hatte der Wagner-Chef ebenfalls über Telegram ein Video veröffentlicht, das ihn vor gefallenen Mitgliedern seiner Kämpfertruppen zeigen soll. Mit deutlichen und wohl teils beleidigenden Worten wandte sich Prigoschin direkt an den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow.
"Schoigu! Gerassimow! Wo ist meine verdammte Munition?", brüllt Prigoschin in dem Video in die Kamera. Er betont, dass seine Kämpfer "als Freiwillige" an die Front in der Ukraine gekommen seien und dass Schoigu und Gerassimow für ihre Versäumnisse bei der Munitionslieferung "in die Hölle kommen" würden.
Kein Kommentar aus dem Kreml
Aus dem Kreml kam lediglich ein knappes Statement als Reaktion auf Prigoschins Telegram-Beiträge. "Wir haben das natürlich in den Medien gesehen. Aber ich kann das nicht kommentieren, weil es den Verlauf der militärischen Spezialoperation betrifft", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. In Russland ist es verboten, von einem Krieg gegen die Ukraine zu sprechen. Stattdessen verwendet Moskau den Begriff "Spezialoperation".
Sollte Prigoschin den angedrohten Rückzug seiner Truppe tatsächlich umsetzen, würde das nur einen Tag später geschehen, nachdem Russland am 9. Mai den Jahrestag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland feiert. Zu den Feierlichkeiten gehört traditionell auch eine große Militärparade.