Krieg gegen die Ukraine Russland vermeldet Einnahme von Bachmut
Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die volle Kontrolle über die ostukrainische Stadt Bachmut erlangt. Kremlchef Putin gratulierte den beteiligten Truppen. Die Ukraine wies Berichte über die Eroberung zurück.
Die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau vollständig von russischen Truppen eingenommen worden. Das teilte das Ministerium in Moskau mit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.
Zuvor hatte bereits der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, die Eroberung der monatelang umkämpften und inzwischen fast völlig zerstörten Stadt verkündet. Kremlchef Wladimir Putin sprach den Wagner-Truppen Glückwünsche aus. Wie mehrere russische Agenturen berichten, will er nun all diejenigen, die sich besonders stark für die Einnahme eingesetzt haben, mit einer Auszeichnungen würdigen.
Ukraine dementiert
Der Sprecher der ukrainischen Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, dementierte im Radio in Kiew, dass Bachmut erobert sei. Vielmehr seien Prigoschins Truppen am Ende und wollten aufgeben: Sie müssten befürchten, eingekesselt zu werden von den ukrainischen Verteidigern, sagte Tscherewatyj.
Zuvor hatte die ukrainische Regierung mitgeteilt, dass die Kämpfe andauerten. "Schwere Kämpfe in Bachmut. Die Situation ist kritisch", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Telegram. Ukrainische Gruppen würden noch einige Einrichtungen der Industrie und Infrastruktur kontrollieren.
Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) mit Sitz in Washington erklärte, es handele sich allenfalls um einen symbolischen Erfolg Prigoschins, wenn seine Darstellung stimme. Strategisch habe Bachmut keinen Nutzen, die ukrainischen Truppen setzten zudem die nördlichen und südlichen Flanken der Stadt unter Druck.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Zuvor ukrainischer Vormarsch bei Bachmut
Zuletzt hatten ukrainische Truppen um Bachmut herum sogar Geländegewinne verzeichnet. Durch Vorstöße der ukrainischen Armee südlich und nördlich der Stadt sei die Gefahr einer Einkesselung der Ukrainer in Bachmut wahrscheinlich gebannt worden, erklärte am Freitag das ISW, das das Geschehen an der Front beobachtet.
Zudem sei Russland durch die Gegenangriffe gezwungen worden, seine knappen Kräfte gegen einen örtlich begrenzten ukrainischen Angriff einzusetzen - wie es die ukrainische Armeeführung vermutlich auch beabsichtigt habe.
Vermutlich Zehntausende Tote
Bachmut mit einst mehr als 70.000 Einwohnern ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie im Donezker Gebiet. Sollte die Stadt tatsächlich an die Besatzer gefallen sein, würde sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk eröffnen. Damit würde eine von Russland geplante vollständige Eroberung des Donezker Gebiets näherrücken.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Um Bachmut wird seit mehr als 200 Tagen gekämpft, der Ort ist völlig zerstört und besteht praktisch nur noch aus Ruinen. Die Schlacht gilt als die bislang verlustreichste im Krieg gegen die Ukraine. Offizielle Zahlen zu Verlusten gibt es aber nicht. US-Offizielle hatten Anfang Mai erklärt, sie gingen für Bachmut von rund 20.000 getöteten russischen Soldaten allein seit Dezember aus. Zur ukrainischen Seite machten sie keine Angaben. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht.