Raketenangriffe auf die Ukraine Energiekonzern aktiviert den Notfallmodus
Nach den schwersten Raketenangriffen seit Wochen ist in zahlreichen Regionen der Ukraine der Strom ausgefallen. Die Wiederherstellung könnte länger dauern. Der Energieversorger Ukrenerho hat den Notfallmodus aktiviert.
Nach neuen massiven russischen Raketenangriffen auf die Ukraine hat der Energieversorger Ukrenerho in Kiew den Notfallmodus für das Stromnetz aktiviert. Im ganzen Land kommt es wegen schwerer Schäden nach einer Mitteilung des Unternehmens zu Stromabschaltungen.
Krankenhäuser, die Wasserversorgung und Heizkraftwerke sowie Kläranlagen sollten aber vorrangig mit Elektrizität versorgt werden, hieß es. Wegen der Schäden durch die inzwischen neunte Welle von Raketenangriffen auf die Energieinfrastruktur des Landes werde es länger dauern als sonst, die Stromversorgung wieder herzustellen.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Kiew wirft "Terror" vor
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew fielen Licht, Wasser und Heizung aus. Die U-Bahn stellte den Betrieb ein. Tausende Menschen suchten dort Schutz. Auch in anderen Regionen gab es lange Stromausfälle. Der Eisenbahnbetreiber Ukrsalisnyzja berichtete ebenfalls von Stromausfällen bei einer Reihe von Bahnhöfen im Zentrum und im Osten Charkiws, ebenso wie in den Regionen Kirowohrad, Donezk und Dnipropetrowsk. Züge seien auf Dampfbetrieb umgestellt worden. Auch in der benachbarten Republik Moldau war die Stromversorgung erneut gestört.
Die ukrainische Regierung wirft Russland "Terror" vor - mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Masseneinwanderung zu destabilisieren.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Schutz- und Wärmestellen mit Stromversorgung
Durch den neuerlichen Beschuss sei das Stromdefizit im Land deutlich gewachsen, teilte Ukrenerho weiter mit. "Die größten Auswirkungen gab es in den nördlichen, südlichen und zentralen Regionen." Die Präsidialverwaltung rief die Menschen, die oft in Kälte und Dunkelheit sitzen, zu Verständnis auf. Es gebe Schutz- und Wärmestellen im Land, wohin sie kommen könnten. Notfalldienste würden zudem daran arbeiten, die getroffenen und beschädigten Energieanlagen zu reparieren.
In der Hauptstadt Kiew sagte Bürgermeister Vitali Klitschko, dass noch mehr Einrichtungen mit autonomer Stromversorgung für den Notfall geöffnet werden sollten. Die Menschen können in solchen durch Generatoren betriebenen Punkten etwa ihre Mobiltelefone oder Powerbanks aufladen.
Wohl heftigste Angriffswelle seit Oktober
Russland hatte nach ukrainischen Angaben am Morgen eine neue Angriffswelle mit Raketen gestartet. Dabei seien in der Großstadt Krywyj Rih im Zentrum des Landes zwei Menschen getötet worden. Mehr als 70 Raketen sollen auf die Ukraine abgefeuert worden sein. Es scheint die heftigste Angriffswelle seit Oktober gewesen zu sein.
"Heute Morgen wurden aus dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer vom Gegner 76 Raketen auf Objekte der kritischen Infrastruktur abgefeuert", schrieb der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyj im Nachrichtendienst Telegram. Knapp 80 Prozent davon seien abgefangen worden.
Seit Oktober bombardiert Russland immer wieder die für die Versorgung der Menschen wichtige Energieinfrastruktur des Landes. Millionen Menschen erleben andauernd Stromausfälle. Die Angriffe gelten als Teil einer neuen Strategie Russlands nach Rückschlägen auf dem Schlachtfeld in den vergangenen Monaten. Sie sollen offenbar dazu führen, dass die Ukrainer schutzlos der Winterkälte ausgesetzt sind und so ihr Widerstandswille gebrochen wird.