Nach Anschlagswarnungen Türkei wirft Westen Verschwörung vor
Mehrere diplomatische Vertretungen in der Türkei bleiben geschlossen - es gebe "präzise Hinweise" auf mögliche Anschläge, warnt das Auswärtige Amt. Innenminister Soylu wertet den Schritt als Sabotageversuch des Westens.
Mehrere diplomatische Vertretungen in der Türkei bleiben geschlossen - es gebe "präzise Hinweise" auf mögliche Anschläge, warnt das Auswärtige Amt. Innenminister Soylu wertet den Schritt als Sabotageversuch des Westens.
Der Innenminister der Türkei, Süleyman Soylu, hat die Schließung mehrerer europäischer Vertretungen im Land aus Sicherheitsgründen als Verschwörung interpretiert, die mutmaßlich einer Erholung des Tourismussektors im Land nach der Coronavirus-Pandemie schaden solle. Der Westen sei dabei, einen "neuen psychologischen Krieg" anzufangen, sagte Soylu in einer Rede.
Die Staaten hätten vergangenen Freitag vor Anschlägen gewarnt - ausgerechnet an einem Tag, an dem sich die Türkei zum Ziel gesetzt habe, 60 Millionen Touristen im Jahr anzuziehen und damit 46 Milliarden Dollar einzunehmen, so Soylu. Das Ziel der angeblichen Verschwörung bestehe darin, "die Stabilität und den Frieden der Türkei zu überschatten", ist auf seinem Twitter-Account zu lesen.
Noch keine Entwarnung vom Auswärtigen Amt
Deutschland, die USA und mehrere andere europäische Länder hatten ihre Staatsbürgerinnen und -bürger vergangene Woche vor einem erhöhten Anschlagsrisiko in der Türkei gewarnt. Hintergrund sind islamfeindliche Aktionen in Europa wie etwa eine Koranverbrennung in Schweden.
Am Donnerstag schloss das deutsche Generalkonsulat in Istanbul aus Sicherheitsgründen. Auch andere Vertretungen gingen diesen Schritt - darunter das schwedische Generalkonsulat in Istanbul und die Botschaft in Ankara, die Schweizer Botschaft und das Konsulat in Istanbul sowie das britische und das französische Generalkonsulat in Istanbul.
Das Auswärtige Amt gab noch keine Entwarnung - einschließlich Freitag sei das Generalkonsulat in Istanbul geschlossen, hieß es in einer Mitteilung an in der Türkei lebende Staatsbürgerinnen und -bürger.
"Präzise und konkrete Hinweise"
Es gebe "präzise und konkrete" Hinweise auf eine Gefährdung vor allem im Istanbuler Innenstadtbezirk Beyoglu, der Einkaufsstraße Istiklal und dem Taksim-Platz sowie im Viertel Levent, in dem viele Konsulate angesiedelt sind. Von welchen Gruppierungen die Gefährdung ausgeht, ging aus der Mitteilung nicht hervor.
Im November wurden bei einem Bombenanschlag auf der Istiklal im Herzen der Stadt sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Die türkischen Behörden machten kurdische Militante für den Angriff verantwortlich. Mehrere Konsulate befinden sich in der Nähe der Einkaufsstraße.