NATO-Generalsekretär Stoltenberg besucht überraschend Kiew
Die Ukraine will in die NATO - doch wegen des russischen Angriffskriegs ist das nur eine "langfristige Perspektive". NATO-Generalsekretär Stoltenberg ist ein Unterstützer der Ukraine - und traf nun erstmals seit Kriegsbeginn in Kiew ein.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist zu einem unangekündigten Besuch in Kiew eingetroffen. Ein NATO-Vertreter bestätigte den ersten Besuch Stoltenbergs in der ukrainischen Hauptstadt seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Die NATO werde so bald wie möglich weitere Informationen veröffentlichen.
Ukrainische Medien sowie die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichten Bilder, die Stoltenberg auf einem Platz in der Hauptstadt Kiew zeigten. Dort legte er laut Reuters einen Kranz zu Ehren ukrainischer Soldaten nieder, die bei Kämpfen im Osten des Landes getötet wurden, und schaute sich erbeutete russische Panzerfahrzeuge auf dem Michaelsplatz an.
Weitere Programmpunkte waren zunächst nicht bekannt. Aus Bündniskreisen hieß es, geplante Treffen würden aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten. Im Allgemeinen werden Besuche hochrangiger Gäste aus dem Ausland in der Ukraine im Vorfeld nicht bekannt gegeben.
NATO-Chef Jens Stoltenberg besucht eine Gedenkmauer zu Ehren der getöteten ukrainischen Soldaten in Kiew, Ukraine.
Stoltenberg ist großer Ukraine-Unterstützer
Stoltenberg besuchte vor dem Krieg die ukrainische Hauptstadt, war seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 jedoch nicht mehr dort. Der NATO-Generalsekretär hat maßgeblich dazu beigetragen, die Unterstützung der - seit Finnlands Beitritt - 31 Mitgliedsländer des Bündnisses für die Ukraine zu organisieren und wirbt weiter für Waffenlieferungen an das angegriffene Land. Die Ukraine hatte den Beitritt zum Bündnis beantragt.
Bei einem Gipfeltreffen der östlichen Bündnisstaaten in Warschau hatte Stoltenberg sich jüngst dafür ausgesprochen, Russland ein für alle Mal seine Grenzen aufzuzeigen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland weiter die europäische Sicherheit untergräbt", sagte der Norweger damals. Man müsse den "Kreislauf der russischen Aggression durchbrechen" und dafür sorgen, "dass sich die Geschichte nicht wiederholt".
Die NATO, Ukraine und Russland
Zuletzt hatte Stoltenberg den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch zum kommenden NATO-Gipfel in Litauen eingeladen. Im Februar sagte er, die NATO-Mitgliedstaaten seien sich einig, dass Kiew Mitglied des Bündnisses werden solle - er bezeichnete dies allerdings auch als "langfristige Perspektive".
Die NATO hatte der Ukraine bereits im Jahr 2008 eine Aufnahme in Aussicht gestellt. Als Voraussetzung für einen NATO-Beitritt gilt jedoch, dass der Beitrittskandidat nicht in internationale Konflikte und Streitigkeiten um Grenzverläufe verwickelt sein darf. Am 24. Februar überfiel Russland die Ukraine und begründet seinen Angriff unter anderem mit dem Wunsch Kiews, dem westlichen Verteidigungsbündnis beizutreten.