Seltene Erden Spaniens ungeliebte Bodenschätze
Während Schweden begeistert den Fund Seltener Erden verkündet, hält sich Spanien eher bedeckt. Dabei ist schon lange bekannt, dass es dort ähnliche Bodenschätze gibt. Vorkommen werden nicht genutzt - ein Abbauprojekt gestoppt.
Es wäre eigentlich ganz einfach: In Galizien liegen die Seltenen Erden praktisch auf der Straße - genauer, auf Halde. Direkt am Miño, Grenzfluss zu Portugal, fördert das Unternehmen Aridos de Mendo Sand und Steine. Der helle Sand geht in die Zementproduktion und den Straßenbau. Der dunkle Sand geht auf Halde, seit fünf Jahren.
Dabei sind interessante Mineralien darin, sagt Maria Modino, die im Betrieb für die Qualitätssicherung verantwortlich ist. "Zirkon für optische Instrumente, Ilmenit, das Titan enthält, Kassiterit ein Zinnerz", listet sie auf. "Und Monazit, in dem gleich mehrere der wichtigen Seltenen Erden vorkommen."
50 Tonnen pro Jahr fördert Aridos de Mendo in Galizien. Die Seltenen Erden aus den Mineralien zu gewinnen, ist aufwändig und teuer. Und bisher hat das Unternehmen keinen Abnehmer für das Material gefunden, das auf Halde liegt.
Abbauprojekt gerichtlich gestoppt
Rund um Ciudad Real, im Südwesten der spanischen Meseta, wollte ein Minenunternehmen richtig klotzen, um die Seltenen Erden dort aus dem Boden zu holen. Mehr als 200 Tonnen Material pro Stunde sollten dort auf Monazit durchgeackert werden. Umweltschützer gingen auf die Barrikaden und sagten Nein zur Mine.
Gerichte stoppten das Projekt. Der Abbau hätte den Lebensraum des iberischen Luchses gefährdet, der - mit EU-Millionen gefördert - in der Region wieder angesiedelt wurde. Die Menschen vor Ort hatten eher Angst vor radioaktivem Staub. "Die Seltenen Erden sind chemisch mit radioaktiven Elementen verwandt und oft damit verunreinigt, vor allem mit Thorium", sagt Ricardo Prego von der größten öffentlichen Forschungseinrichtung Spaniens, dem CSIC.
Hinderungsgrund: Umweltschutz und Tourismus
Ein ernstes Problem - allerdings ein lösbares. Aber das ist aufwändig und teuer. Ebenfalls aufwändig und teuer wäre es, die Vorkommen aus dem Vulkangestein auf den Kanarischen Inseln zu holen. Zu den Themen Radioaktivität und Biotopschutz kommt dazu: Touristen könnten sich von den Minen, Fabriken, Baggern und Lärm gestört fühlen.
Eine relativ neue Idee ist, monazithaltige Gesteinsschichten vom Meeresboden vor den Kanaren zu holen. Mit einem Steinbrecher, der relativ nahe unter der Wasseroberfläche liegende Krusten zerkleinert und abbaut. Aber aus feinem Material entstünde dabei eine Art Schlammwolke, die sich irgendwann absetze, sagt Egidio Marino vom spanischen Institut für Geologie und Mineralogie. "Beides, der Abbau an sich, und das Sediment zerstören Lebensraum für Meeresbewohner."
"Wir sind in einem Dilemma", sagt Lucia Caudet von der EU-Kommission - ganz abgesehen von potenzieller Erpressung durch Förderländer außerhalb der EU. "Wir brauchen eine offene Debatte ohne Tabus, ob wir wirklich weiter unter zweifelhaften Bedingungen gewonnenes Material importieren wollen, damit es nicht bei uns passiert."