Donezk Russland meldet abgewehrten ukrainischen Großangriff
Russland meldet einen gescheiterten ukrainischen Großangriff im Süden von Donezk - und zeigt ein Video, das den Erfolg seiner Truppen belegen soll. Ob es der Start der seit langem angekündigten Gegenoffensive Kiews war, blieb zunächst offen.
Das russische Militär will einen ukrainischen Großangriff in Donezk abgewehrt haben. Ukrainische Truppen hätten am Sonntag fünf Punkte im Süden der ostukrainischen Region attackiert, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es veröffentlichte ein Video, das die mutmaßliche Zerstörung von Kriegsgerät auf dem Schlachtfeld zeigen soll.
Ob der von Moskau gemeldete Angriff nun den Beginn der seit Monaten von der Ukraine angekündigten Gegenoffensive markierte, war zunächst unklar.
Moskau: 250 ukrainische Soldaten getötet
"Das Ziel des Feindes war es, unsere Verteidigungsanlagen in dem - aus dessen Sicht - anfälligsten Sektor der Front zu durchbrechen", erklärte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow. "Der Feind hat seine Aufgaben nicht erfüllt. Er hatte keinen Erfolg."
250 ukrainische Soldaten seien getötet worden, erklärte er. 16 ukrainische Panzer, drei Schützenpanzer und 21 gepanzerte Kampffahrzeuge seien zudem zerstört worden. Das ukrainische Militär habe unter anderem zwei Panzerbataillone eingesetzt, gab Konaschenkow an.
Zudem sei der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow "an einem der Vorwärtskommando-Posten" gewesen. Dessen ausdrückliche Erwähnung werteten Beobachter als bemerkenswert, zumal Russland die Anwesenheit seiner Militärführung bei Kriegshandlungen selten vermeldet.
Zuletzt hatten einige russische Militärblogger und der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, kritisiert, dass ranghohe russische Militärs an der Front nicht genügend Präsenz oder Initiative zeigten und nicht ausreichend Verantwortung für die Militäroperationen in der Ukraine übernähmen.
Russischer Kommandeur widerspricht Moskau
Der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski widersprach den Moskauer Erfolgsmeldungen allerdings. Bisher werde der Feind "von Erfolg begleitet", schrieb Chodakowski auf seinem Telegram-Kanal. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer.
Zunächst hätten die ukrainischen Truppen den Eindruck erweckt, den Druck auf den Frontabschnitt Welika Nowosilka zu verstärken, wo ihnen Sonntag bereits ein Durchbruch gelungen sei. Währenddessen sei ein Stoßtrupp fast unbemerkt weiter östlich bei der Ortschaft Nowodonezke vorgedrungen. "Traditionell den Funkverkehr störend, ist es dem Feind gelungen, uns in eine schwierige Lage zu bringen", schrieb Chodakowski. Die Lage sei im Fluss.
Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade "Wostok" der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in die russische Nationalgarde eingegliedert.
Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht zu den Angaben aus Moskau. Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vermerkt am Montag keine besonderen Aktivitäten in der Region. Dort hieß es lediglich, dass Wuhledar und die anliegenden Ortschaften von russischer Seite beschossen worden seien.
Donezk ist eine der vier ukrainischen Regionen, die Russland im vergangenen Herbst völkerrechtswidrig annektierte.