"Echo Moskwy" Kremlkritischer Sender wird geschlossen
Der in Russland populäre unabhängige Radiosender "Echo Moskwy" hat seine Schließung bekannt gegeben. Bereits am Dienstag hatten Behörden den Zugang zum Sender blockiert. Er hatte kritisch über den Krieg gegen die Ukraine berichtet.
Nach der Sperrung durch die Behörden hat der kremlkritische Radiosender "Echo Moskwy" seine Schließung bekannt gegeben. "Der Verwaltungsrat von 'Echo Moskwy' hat mehrheitlich entschieden, den Radiosender und die Website aufzulösen", erklärte Chefredakteur Alexej Wenediktow auf Telegram.
Der in Russland populäre Sender hatte kritisch über den russischen Krieg gegen die Ukraine berichtet. Die staatlich gehaltene Gazprom-Media-Holding ist Mehrheitseigentümer.
Schon am Dienstag hatte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor den Zugang zur Internetseite des Senders auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft eingeschränkt. Wenediktow erklärte danach, die Radioübertragung funktioniere bereits nicht mehr. "Roskomnadsor hat beschlossen, 'Echo Moskwy' vom Netz zu nehmen. Wir sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden", schrieb der Sender am Dienstagabend auf Twitter.
Auch Fernsehsender "Doschd" gesperrt
Die Schließung von "Echo Moskwy" löste breites Entsetzen aus. Für viele Russen, die Propaganda der Staatsmedien ablehnen, ist der Sender die wichtigste Informationsquelle. Auch der unabhängige Fernsehsender "Doschd" war zuletzt wegen der Verbreitung angeblich "falscher Informationen" gesperrt worden.
Russische Medien waren nach dem Einmarsch in die Ukraine angewiesen worden, nur offizielle Informationen der russischen Behörden für ihre Berichterstattung zu verwenden. Ihnen war verboten worden, in der Berichterstattung über den Krieg Begriffe wie "Angriff", "Invasion" und "Kriegserklärung" zu verwenden. Wer die Inhalte nicht lösche, müsse mit einer Blockade rechnen, hieß es. Das gelte auch für die Verbreitung "unwahrer Informationen über den Beschuss ukrainischer Städte und den Tod von Zivilisten in der Ukraine durch Handlungen der russischen Armee".
Russland spricht von "Spezial-Operation"
Roskomnadsor hatte unabhängige Medien wie die von dem Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow geführte kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta", "Doschd" und "Echo Moskwy" beschuldigt, falsche Informationen verbreitet zu haben. Russland bezeichnet die Invasion in die Ukraine offiziell als militärische "Spezial-Operation" und spricht von einer "Friedensmission" in den Separatistengebieten in der Ostukraine.
"Echo Moskwy" wurde 1990 gegründet und gilt als eines der angesehensten Medien Russlands. Es war einer der wenigen Sender, auf denen sich auch Oppositionelle äußern konnten. Chefredakteur Wenediktow pflegte aber auch Beziehungen zum Kreml.