Spannungen zwischen Berlin und Moskau Russland weist mehr als 20 deutsche Diplomaten aus
Mehr als 20 deutsche Diplomaten müssen Russland verlassen. Das kündigte das russische Außenministerium an. Dies sei eine Vergeltungsmaßnahme für die "erneute massenhafte Ausweisung" russischer Diplomaten aus Deutschland.
Russland hat die Ausweisung von mehr als 20 deutschen Diplomaten angekündigt. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bezeichnete die Maßnahme im Sender Swesda als Vergeltungsmaßnahme für die "erneute massenhafte Ausweisung von Mitarbeitern der russischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland". Es handele sich um neue "feindliche Handlungen" Deutschlands gegen Russland, so Sacharowa.
"Wir verurteilen dieses Vorgehen Berlins aufs Schärfste, das weiter demonstrativ die gesamte Bandbreite der russisch-deutschen Beziehungen zerstört, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension", hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.
Russische Regierungsmaschine in Berlin
Sprecherin Sacharowa warf der deutschen Seite vor, die Ausweisung der Diplomaten vorab an Medien durchgestochen zu haben, obwohl es Versicherungen gegeben habe, die Sache diskret zu behandeln. Es werde eine "bedeutende Begrenzung der maximal zulässigen Zahl an Mitarbeitern der deutschen diplomatischen Vertretungen" in Russland geben, sagte Sacharowa. Der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr in Moskau sei darüber bereits Anfang dieses Monats in Kenntnis gesetzt worden.
Am Morgen war eine russische Regierungsmaschine mit Sondergenehmigung von Moskau nach Berlin geflogen. Das Flugzeug vom Typ Iljuschin Il 96-300 wurde am Nachmittag wieder in Moskau erwartet. Eigentlich ist der Luftraum zwischen der EU und Russland wegen der Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges gesperrt. Es ist unklar, ob die russischen Diplomaten womöglich an Bord dieser Maschine waren.
Auswärtiges Amt hält sich bedeckt
Auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios teilte das Auswärtige Amt in Berlin lediglich mit, man habe die Aussagen der Sprecherin des russischen Außenministeriums zur Kenntnis genommen. In den vergangenen Wochen habe die Bundesregierung Gespräche mit Russland zur Präsenz an den jeweiligen Auslandsvertretungen geführt, "mit dem Ziel einer Reduzierung der russischen nachrichtendienstlichen Präsenz in Deutschland". Weiter hieß es: "Die heutige Ausreise von russischen Botschaftsangehörigen steht damit in Zusammenhang."
Diplomatische Vertretungen stark ausgedünnt
Deutschland und Russland hatten im Zuge ihrer schweren Spannungen in der Vergangenheit immer wieder gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Schon jetzt sind die Vertretungen stark ausgedünnt, die Dienstleistungen heruntergefahren. Die Lage hat sich mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine deutlich verschärft.
Russland hatte im April vorigen Jahres 40 deutsche Diplomaten zu "unerwünschten Personen" erklärt und damit deren Ausweisung verfügt. Die Zahl entsprach etwa einem Drittel des deutschen diplomatischen Corps in Russland. Dies wiederum war eine Reaktion auf die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten Anfang April 2022, die nach Angaben Berlins in Deutschland als mutmaßliche Spione tätig gewesen sein sollen.