Präsidentenwahl in Rumänien Regierungschef Ciolacu liegt in Führung
Bei der Präsidentenwahl in Rumänien liegt der sozialdemokratische Regierungschef Ciolacu laut Prognosen vorn. Die absolute Mehrheit hat er aber verfehlt. Eine Stichwahl soll Anfang Dezember stattfinden.
Der pro-europäische Regierungschef Marcel Ciolacu liegt bei der Präsidentenwahl in Rumänien laut Nachwahlbefragungen in Führung. Der Sozialdemokrat kam demnach in der ersten Wahlrunde auf 25 Prozent der Stimmen. Auf dem zweiten Platz folgt die Bürgermeisterin der Stadt Campulung, Elena Lasconi, die für eine kleine Mitte-Rechts-Partei antrat.
Der 56-jährige Ciolacu dankte seinen Wählern für das "klare" Ergebnis. Er rief dazu auf, die vollständige Auszählung der Stimmen abzuwarten, um zu erfahren, gegen wen er in der für den 8. Dezember geplanten Stichwahl antreten wird.
Rechtspopulist als unbekannte Größe
Ciolacu waren bereits in den Umfragen die besten Chancen für die Nachfolge des deutschstämmigen Präsidenten Klaus Iohannis eingeräumt worden. Doch auch dem Rechtspopulisten und Trump-Anhänger George Simion wurden gute Chancen vorausgesagt. Laut den Nachwahlbefragungen landete Simion jedoch nur auf dem vierten Platz, knapp hinter dem unabhängigen Kandidaten Calin Georgescu.
Ausgang noch offen
Laut den Nachwahlbefragungen liegen die Kandidaten auf den Plätzen zwei, drei und vier nur wenige Prozentpunkte auseinander. Nicht darin berücksichtigt sind die rund 800.000 Stimmen der Auslandsrumänen. Sie könnten also entscheidend werden für die Frage, wer in die Stichwahl in zwei Wochen einzieht. Die Wahlbeteiligung lag bei 52,4 Prozent und damit fast fünf Prozentpunkte höher als bei der letzten Wahl 2019.
Lasconi könnte daher noch vom Georgescu überholt werden. Sein Erfolg ist eine Überraschung. Umfragen vor der Wahl hatten ihn nicht als Kandidat im Rennen um die Stichwahl ausgemacht. Georgescu vertritt antisemitische, rechtsextreme und pro-russische Standpunkte.
Schwierige politische Lage
Die politische Stimmung in Rumänien ist angespannt. Insbesondere die Inflation in Rekordhöhe sorgt für Unmut - sie hatte 2023 zehn Prozent erreicht und betrug 2024 immer noch 5,5 Prozent.
In dem bis 1989 kommunistisch regierten Land hatte in den vergangenen 30 Jahren die Sozialdemokratische Partei des derzeitigen Regierungschefs Ciolacu die Politik dominiert. Die Sozialdemokraten sind die Nachfolgepartei der Kommunisten des langjährigen Diktators Nicolae Ceausescu.
Mit Informationen von Silke Hahne, ARD-Studio Wien