Tod Nawalnys Putin bestätigt Idee eines Gefangenenaustauschs
Russlands Präsident Putin hat den Tod von Kremlgegner Nawalny als "traurigen Vorfall" bezeichnet und erstmals die Idee eines Gefangenenaustausches bestätigt. Nawalnys Vertrauter Wolkow nannte die Äußerungen "zynisch".
Nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl hat Russlands Staatschef Wladimir Putin den Tod des Oppositionsführers Alexej Nawalny als "traurigen Vorfall" bezeichnet und die Idee eines Gefangenenaustauschs bestätigt.
Die Protestaktionen während der Wahl, zu denen die Opposition aufgerufen habe, hätten "keine Auswirkung" auf die Wahl gehabt, sagte Putin in der Nacht in seiner Wahlkampfzentrale. Die Behörden würden sich jedoch mit denjenigen "befassen", "die ihre Stimmzettel zerstört haben".
Putin: Tod Nawalnys ein "trauriger Vorfall"
"Was Herrn Nawalny angeht. Ja, er ist gestorben. Dies ist ein trauriger Vorfall", sagte Putin bei einer Pressekonferenz, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde. Dabei nannte Putin seinen Widersacher erstmals seit Jahren öffentlich beim Namen.
Putin sagte zudem, er sei kurz vor dem Tod Nawalnys zu einem Gefangenenaustausch bereit gewesen. Einige Tage vor Nawalnys Tod hätten ihm einige Kollegen gesagt, dass es die Idee gebe, Nawalny gegen einige Leute auszutauschen, die in westlichen Ländern im Gefängnis sitzen. "Ich habe gesagt: 'Ich bin einverstanden'", sagte Putin.
Putins Äußerung "zynisch"
Nawalnys langjähriger Vertrauter Leonid Wolkow nannte Putins Stellungnahme einen Monat nach dem Tod des Kremlgegners "zynisch". Putin habe seinen Gegner in Wahrheit getötet, um ihn nicht austauschen zu müssen.
Nawalny war Mitte Februar unter ungeklärten Umständen in einem Straflager gestorben. Die russischen Behörden haben die Ursache für den Tod des Politikers im Alter von 47 Jahren noch nicht offiziell bekannt gegeben. Viele westliche Politiker machten Präsident Putin persönlich verantwortlich, was der Kreml empört zurückwies.
Putin ging laut ersten Teilergebnissen der staatlichen Wahlkommission mit rund 87 Prozent als klarer Sieger aus der Präsidentschaftswahl hervor und steht damit vor einer weiteren sechsjährigen Amtszeit an der Spitze Russlands.
Putins Sieg bei der dreitägigen Wahl galt von vornherein als ausgemacht. Alle bekannteren Kritiker des Kreml-Chefs sind entweder tot, inhaftiert oder im Exil.
Zahlreiche Festnahmen bei Protestaktionen während der Wahl
Trotz Drohungen der Behörden mit harten Strafen gab es am Rande der Wahl einzelne Protestaktionen, laut der Bürgerrechtsorganisation OWD-Info wurden dabei mindestens 80 Menschen festgenommen. Die Behörden meldeten Festnahmen wegen "Vandalismus". Demnach gossen Menschen in Wahllokalen grünen Farbstoff in Wahlurnen, zudem zündeten Wähler bei der Stimmabgabe Molotowcocktails oder Feuerwerkskörper.
Die Witwe Nawalnys, Julia Nawalnaja, hatte Putin-Gegner aufgerufen, als Zeichen des Protests mittags in Massen in die Wahllokale zu strömen und für Putins Gegenkandidaten zu stimmen oder Stimmzettel mit der Aufschrift "Nawalny" ungültig zu machen. Nawalnaja selbst gab ihre Stimme in der russischen Botschaft in Berlin ab, wo Anhänger sie mit Blumen und Applaus begrüßten.