Olympische Spiele 2024 Die Niederlande - vom Außenseiter zur Sportnation
34 Medaillen, darunter 15 goldene - das Team Oranje hat in Paris das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielt. Doch mit Blick auf die neue Regierung machen sich in den Niederlanden Sorgen breit.
Ellen van Langen rollte das Feld von hinten auf, als sie 1992 olympisches Gold über 800 Meter gewann. Es war eine von zwei Goldmedaillen der niederländischen Delegation. Insgesamt holte das Team Oranje in Barcelona 15 Mal Edelmetall. Das reichte für Platz 20 im Medaillenspiegel.
Leichtathleten seien damals auf sich alleine gestellt gewesen, erinnert sich die heute 58-jährige van Langen. Professionelle Trainer habe es nicht gegeben, kein Leistungszentrum, keinen Ernährungsplan - nicht mal eine vernünftige Reiseleitung.
"Wenn wir ins Trainingslager fuhren, bin ich tatsächlich in ein Reisebüro gegangen - das ging damals noch nicht online. Und dann bin ich da rein, um für unser ganzes Team Tickets zu buchen." Und vor dem Wettkampf gab es Weißbrot mit "Hagelslag", also mit Schokostreuseln. Seitdem hat sich viel geändert.
Aus Paris - von den Spielen 2024 - sind die Niederländer mit einer Rekord-Ausbeute zurückgekehrt: 34 Medaillen, darunter 15 goldenen und Platz sechs im olympischen Medaillenspiegel. Deutschland wurde Zehnter.
Trainingsmöglichkeiten ausgebaut
Für Ad Roskam, den langjährigen technischen Direktor des niederländischen Leichtathletikverbandes, wurden die Weichen für den jüngsten Erfolg vor etwa 20 Jahren gestellt - mit dem Ausbau des nationalen Trainingszentrums im grenznahen Papendal.
Es bietet Top-Bedingungen für Leichtathleten, Radfahrer, Reiter, Bogenschützen und Ballsportler. Täglich tummeln sich mehr als 500 Sportlerinnen und Sportler auf dem riesigen Areal in der Nähe von Arnheim.
"Wichtig war zunächst eine gute Trainingsumgebung, später kam die medizinische Versorgung dazu, dann die Physiotherapeuten und schließlich Sportpsychologen. Und du brauchst natürlich Trainer, die den Unterschied ausmachen können."
Vollzeit-Trainer statt Hobby-Coaches
Und diese Trainer hat der Verband gefunden und eingestellt - auf Vollzeit-Stellen, nicht als Hobby-Coaches. Nach diesen Spielen gehört das Team Oranje zu den besten Olympia-Nationen der Welt. Die Niederländer überzeugen in der Leichtathletik, im Hockey, im Schwimmen, im Rudern, sogar im Basketball. Und dennoch macht sich Ellen van Langen Sorgen über die Zukunft des Sports in ihrem Land.
Neue Regierung plant Einschnitte im Sport
Die neue Den Haager Rechts-Regierung hat bereits drastische Einschnitte im Amateur- und Profibereich angekündigt. Wer Sport gucken oder machen will, soll künftig 21 statt neun Prozent Mehrwertsteuer für Eintrittskarten oder Mitgliedsbeiträge bezahlen. Und von den mehr als 50 Millionen Euro, die bislang aus staatlichen Lotterie-Erlösen in den Breitensport geflossen sind, werden nach den Plänen der Regierung nur noch 39 Millionen übrig bleiben.
"Das trifft den gesamten Sport"
Eine traurige Perspektive, so van Langen. "Ich mache mir schon ein bisschen Sorgen über die Einsparungen, die das neue Kabinett angekündigt hat, denn das trifft den gesamten Sport. Sobald du an der Basis sägst, wird es in der Zukunft ein Stückchen schwieriger."
Wie hart die Einschnitte genau sein werden, wird der dritte Dienstag im September zeigen. Dann beginnt in den Niederlanden traditionell das neue Parlamentsjahr mit der Vorstellung des Haushalts. Vielleicht wird der sensationelle Olympia-Auftritt der Niederländer den neuen Premier noch mal innehalten lassen. Immerhin ist Dick Schoof selbst passionierter Marathonläufer.