Modi und Selenskyj umarmen sich

Indiens Premier in Kiew Modi kommt als "Freund" und fordert Verhandlungen

Stand: 23.08.2024 15:36 Uhr

Herzlich wurde Indiens Regierungschef Modi beim historischen Besuch in Kiew empfangen. Denn die Ukraine hofft auf seine Hilfe im Kampf gegen Russland. Auch Modi bemühte sich um freundliche Gesten. Reicht das Kiew?

Der indische Regierungschef Narendra Modi hat Russland und die Ukraine zu Verhandlungen aufgefordert. Bei seinem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew bot Modi an, als "Freund" zu fungieren, um zum Frieden beizutragen.

In Kiew forderte Modi einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine zum frühestmöglichen Zeitpunkt. "Der Weg zu einer Lösung kann nur durch Dialog und Diplomatie gefunden werden. Und wir sollten uns in diese Richtung bewegen, ohne Zeit zu verlieren", sagte Modi. Beide Seiten sollten sich zusammensetzen, um einen Ausweg aus dieser Krise zu finden. Allerdings forderte er nicht den Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine.

Indien verhält sich bisher im Ukraine-Krieg neutral. Es trägt westliche Sanktionen gegen Moskau nicht mit und wirbt regelmäßig für eine Konfliktlösung durch Dialog, hat aber bislang keine konkreten Vorschläge gemacht.

Symbolische Umarmung mit Selenskyj

Den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nahm Modi demonstrativ in den Arm. Das hatte er auch im Juli mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau gemacht. Diese Bilder waren damals um die Welt gegangen. In vielen westlichen Ländern sorgten sie für Kritik. Auch Selenskyj verurteilte damals die Nähe Modis zum Kremlchef.

Nach dem Treffen in Kiew sagte Selenskyj: "Dieser Besuch ist sehr freundschaftlich und wichtig für alle Ukrainer." Die Ukraine sieht in dem Modi-Besuch eine wichtige Gelegenheit, einem Land wie Indien, das traditionell enge wirtschaftliche und verteidigungspolitische Beziehungen zu Moskau unterhält, ihren Standpunkt zur russischen Invasion darzulegen.

"Notwendig zu sagen, wer der Aggressor ist"

Der Leiter des Präsidialamtes der Ukraine, Andrij Jermak, nannte Modis Besuch historisch und betonte die Erwartung der Ukraine, dass Indien eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine mit einem "gerechten Frieden" spielen könnte. "Wir respektieren Indien als eine sehr große Demokratie in der Welt und als mächtiges Land", sagte Jermak in einem Interview der Zeitung India Today. Aber jetzt ist es notwendig zu sagen, wer der Aggressor ist und wer das Opfer.

Der erste Besuch eines indischen Regierungschefs in der modernen ukrainischen Geschichte findet zu einem brisanten Zeitpunkt statt. Moskaus Truppen machen langsame Fortschritte in den besetzten Gebieten in der Ostukraine, während die ukrainische Armee in Russland vorrückt.

Zwei Drittel der indischen Militärausrüstung stammen aus russischer Produktion, Indien ist abhängig von Ersatzteilen. Nach den Sanktionen des Westens ist Indien für Russland ein wichtiger Handelspartner - vor allem als Abnehmer von russischem Öl. Indien hat historisch sehr enge Verbindungen zu Russland, sieht Moskau als Verbündeten - gerade in seiner konfliktreichen Nachbarschaft mit Pakistan und China.

Ausbau des Handels geplant

Zwischen Indien und der Ukraine gibt es ebenfalls Handelsbeziehungen. Vor dem Krieg hatte die Ukraine vor allem Weizen und Sonnenblumenöl nach Indien geliefert. Doch die Exporte sind stark zurückgegangen. Indien liefert vor allem Medikamente und mechanische Geräte. Indiens größtes Stahlunternehmen betreibt in der Ukraine weiterhin Werke.

Der Besuch Modis soll laut Vertretern beider Staaten dazu dienen, die wirtschaftlichen Beziehungen sowie die Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Wissenschaft und Technologie zu stärken.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 23. August 2024 um 08:48 Uhr.