Vorwurf der sexuellen Übergriffe Kevin Spacey erneut vor Gericht
Oscar-Preisträger Spacey muss sich seit heute in London wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Ihm werden zwölf Vergehen zur Last gelegt. Bei seinem Auftritt gab er sich jedoch selbstbewusst.
Kevin Spacey traf schon früh am Morgen am Gericht ein. Gegen halb neun Uhr Ortszeit fuhr ein Black Cab, eines der schwarzen Londoner Taxis, vor dem Southwark Crown Court an der Themse vor. Spacey trug einen dunklen Anzug, ein hellblaues Hemd und einen rosafarbenen Schlips, zeigte ein verhaltenes Lächeln und grüßte die wartenden Pressevertreter mit einem "Guten Morgen". Er hob zum Gruß auch kurz die Hand.
Schon auf diesen wenigen Metern zum Eingang des Gerichtsgebäudes wirkte der Schauspieler recht selbstbewusst, und das sollte in den Stunden danach auch so bleiben. Im nüchternen Gerichtssaal Nummer 1 nahm er im Glaskasten Platz, wie es für Angeklagte in solchen Fällen üblich ist. Von dort aus beobachtete er aufmerksam, wie der Richter die Verhandlung eröffnete und die Jury vereidigt wurde. Die Jurymitglieder sind es, die Spacey am Ende "schuldig" oder "nicht schuldig" sprechen werden.
Nicht der erste Prozess
Spacey kennt das Prozedere schon, für ihn ist es nicht der erste Prozess wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe. Durch die Anschuldigungen, die erstmals 2017 aufkamen, hat der heute 63-Jährige einen dramatischen beruflichen Einbruch erlitten. Seine Star-Rolle als Frank Underwood in der Netflix-Serie "House of Cards" fand ein abruptes Ende.
Weihnachten 2018 veröffentlichte Spacey ein Video, offenbar hungrig danach, vor der Kamera zu stehen und um seinen Ruf zu kämpfen. In "Let Me Be Frank" sagt er Dinge, die er wahrscheinlich auch gern der Jury im Gerichtssaal zurufen würde: "Sie würden doch nicht das Schlimmste glauben, ohne dass es Beweise gibt, oder? Sie würden doch nicht überstürzt ein Urteil fällen, ohne die Fakten zu kennen, oder? Oder haben Sie das getan? Nein, Sie nicht. Sie sind dafür zu schlau." Schlussfolgerungen könnten so trügerisch sein, sagt er am Ende dieses Videos.
Schwerwiegende Vorwürfe
Was die Jury in London schlussfolgern wird, weiß im Augenblick niemand. Bisher wurde Spacey nicht wegen sexueller Übergriffe verurteilt. In den USA wurden zwei Verfahren gegen ihn eingestellt und ein weiteres, ein Zivilprozess in New York, ging im letzten Herbst zu seinen Gunsten mit einem Freispruch zu Ende.
Darauf hofft der zweifache Oscar-Gewinner auch in London, allerdings gelten die Vorwürfe als zum Teil schwerwiegend. Sie reichen von sexueller Belästigung bis hin zur Nötigung zum Geschlechtsverkehr. Der Prozess soll rund vier Wochen dauern.