Urlaubssaison in der Türkei Ein Zauberwort im Kampf gegen die Inflation
Die rasante Preissteigerung in der Türkei kommt auch in der Tourismusbranche an. Zum Start der Urlaubssaison setzen Anbieter und Reisende im Kampf gegen die Inflation auf ein zeitloses Zauberwort: All inclusive.
Wolkenloser blauer Himmel und Wellenrauschen. Wer Lust auf Sonne hat, der hat es in Kemer bei Antalya gerade richtig gut getroffen. So wie etwa zwei Arbeitskollegen, die am Pool entspannen: "Für mich ist das Ziel Erholung, mal nicht kochen, sich mal bedienen lassen, schon im ersten Quartal mal ein bisschen Sonne genießen, so dass ich, wenn ich zurück zur Arbeit komme, schon erholt bin", sagt einer der beiden.
"All inclusive" heißt das Zauberwort, mit dem die Türkei seit mehr als dreißig Jahren Urlauber lockt. Gerade aus Deutschland. An der türkischen Riviera gibt es Tausende Hotels, die einen Rundum-Service anbieten. Vom Essen über Getränke am Pool, Sportplätze, kleine Geschäfte und natürlich: exklusiven Strandzugang. Und alles zu günstigen Preisen - zumindest bis jetzt. Denn die rasante Preissteigerung in der Türkei kommt auch in der Tourismusbranche an.
Spürbare Preissteigerung
Ein Beispiel: Die Altstadt von Antalya. Die beiden Urlauber aus Nürnberg suchen gerade in einem Keramikgeschäft nach Souvenirs und merken, dass sich etwas verändert hat. Nicht etwa bei der Buchung des Urlaubs, stellt einer der beiden klar. "Aber vor Ort schon. Wenn du für das Glas Wein plötzlich acht Euro bezahlst, dann kommt mir das schon teuer vor." Das entspreche deutschen Preisen, sagt er, "und so hätte ich mir das nicht vorgestellt".
Lebensmittel, Restaurants, aber auch Sightseeing oder kleine Mitbringsel: Vieles ist teurer geworden. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, der spürt die Preissteigerung, die viele Türkinnen und Türken belasten, auch selbst. Das macht auch den Händlern in der Altstadt von Antalya Sorgen.
So wie Lütfi Caker mit seinem Keramikgeschäft. Er ist mit dem Saisonstart eigentlich zufrieden. Aber hohe Preise und die Vorliebe für All-Inclusive-Urlaube machen ihm das Leben schwer: "Leider hat All inclusive eine spezielle Art von Tourismus gebracht", sagt er. "Es wurden alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Touristen, die dorthin kommen, nicht rausgehen müssen. Es ist also alles vorhanden. Ja, das hat vielleicht viele Vorteile, aber es hat auch viele Nachteile."
Deutsche wollen weiterhin reisen
Anders als kleine Restaurants oder Läden schaffen es die großen Hotels besser, die Inflation abzufangen. Wer also von Deutschland aus bucht, der spürt noch nicht so viel von den gestiegenen Preisen. Das sagt Reiseveranstalter Deniz Ugur, der auf die Türkei spezialisiert ist.
Insgesamt seien die Preise verglichen zum Vorjahr gestiegen, sagt er. "Wir reden über ein einstelliges Wachstum. Die Osterferien können da auch mal drüber liegen, andere Termine drunter." Insgesamt seien es etwa sechs, sieben Prozent höhere Preise.
Er wolle trotzdem versuchen, auch für kleine Geldbeutel weiterhin Reisen in die Türkei anzubieten, vielleicht mit einem abgespeckten All-Inclusive-Modell. Oder mit flexiblen Zeiträumen, nicht nur sieben oder 14 Tage. Ugur blickt also optimistisch auf die Saison: Reisen wollen die Deutschen weiterhin. "Reisen liegt hoch im Kurs. Reisen ist den Menschen mehr Wert, weil trotz gestiegener Preise mehr gereist wird."
"Keine Kompromisse bei der Qualität"
Dass die Reiselust ungebrochen ist, spürt auch Hotelmanager Dincer Sarikaya in Kemer, ungefähr eine Stunde südlich von Antalya. 60 bis 70 Euro kostet ein Doppelzimmer in seinem Haus in der Nebensaison, knapp 100 Euro in der Hauptsaison. Für deutsche Urlauber ist das offenbar attraktiv: Die kämen seit langem zum All-Inclusive-Urlaub hierher, sagt Sarikaya. Ein Selbstläufer sei das Geschäft trotzdem nicht. "Obwohl wir mit den Preisen kämpfen, versuchen wir, keine Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Wer bei der Qualität Kompromisse macht, kann und darf nicht bestehen."
Deshalb, erzählt er, verzichtet er lieber auf einen Teil des Gewinns und hofft, dass die Wirtschaft sich stabilisiert. Auch er freut sich auf die Saison - und vertraut auf den türkischen Tourismusminister. Der will dieses Jahr eine neue Rekordzahl an Urlaubern ins Land locken, gern auch solche, die etwas mehr Geld auszugeben bereit sind. Ein bisschen weniger Billigtourismus und trotzdem weiterhin alle willkommen heißen: So sieht in seiner Vision die Zukunft des Urlaubslandes Türkei aus. In Kemer und Antalya scheint das anzukommen.