Südwestfrankreich Massengrab deutscher Soldaten vermutet
Auf Hinweis eines Zeitzeugen haben Experten wochenlang den Boden bei Meymac im Südwesten Frankreichs untersucht. Dort sollen 1944 Wehrmachtssoldaten erschossen worden sein. Nun stehen Grabungsarbeiten bevor.
Die deutsche Kriegsgräberfürsorge hat in Südwestfrankreich Hinweise auf ein Massengrab zahlreicher Wehrmachtssoldaten entdeckt. Die Menschen sollen von Angehörigen der französischen Widerstandsbewegung erschossen worden sein. Ende Juni begonnene Bodenuntersuchungen hätten auffällige, regelmäßig nebeneinanderliegende Verdachtsstellen ergeben, teilte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel mit.
Ein ehemaliger französischer Widerstandskämpfer, Edmond Reveil, hatte sein Schweigen über die Massenerschießung der 47 Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg gebrochen und die Nachforschungen damit ins Rollen gebracht. In der zweiten Augusthälfte sollen nun Grabungsarbeiten beginnen.
Die Menschen, um die es sich handeln soll, wurden im Juni 1944 erschossen - nach einem Massaker der Waffen-SS an der Bevölkerung in Tulle sowie im Dorf Oradour-sur-Glane. Letzteres wurde als Kriegsverbrechen eingestuft, das zum Symbol des NS-Terrors in Frankreich wurde.
Der ehemalige französische Widerstandskämpfer Edmond Reveil während eines Interviews in Meymac.
Umstände lange verschwiegen
Dass die Deutschen sowie eine Französin, die der Kollaboration beschuldigt wurde, in einem Wald bei Meymac erschossen wurden, war grundsätzlich bekannt. Zu den Umständen hatten sich alle Beteiligten aber zeitlebens nicht geäußert.
Reveil, der letzte überlebende Zeuge, sprach kürzlich im Alter von 98 Jahren über die Ereignisse. Demnach sollen sich die menschlichen Überreste der Betroffenen in zwei Massengräbern befinden. Eines mit elf Leichen wurde bereits 1967 - unter Stillschweigen - lokalisiert. Die Grabungen wurden aber, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters nicht fortgesetzt.
"Wir haben nach den Flächenuntersuchungen und Auswertungen der Daten des Georadars Hoffnungen, die sterblichen Überreste der Toten zu finden", sagte nun Arne Schrader, Abteilungsleiter Gräberdienst im Volksbund.
Bodenveränderungen entdeckt
Expertenteams hatten seit Ende Juni eine Fläche von etwa 3000 Quadratmetern untersucht. In einem Bereich von etwa 45 mal zehn Meter seien Bodenveränderungen entdeckt worden, die Grabstrukturen entsprechen könnten, hieß es. Um dies zu überprüfen, wollten französische und deutsche Archäologen und Spezialisten dort gemeinsame Grabungen vornehmen.
Bei der Suche nach dem zweiten Grab half nun auch die Aussage eines Mannes, der die Exhumierung im Jahr 1967 als Schulkind beobachtet hatte. Sieben von elf Toten konnten damals identifiziert werden.
Die Leichen der übrigen noch vermissten 36 Wehrmachtssoldaten sollen sich in einer Entfernung von rund 100 Metern befinden. Die Identität der noch vermissten Soldaten ist Angaben der Nachrichtenagentur AFP zufolge bislang nicht geklärt.