Proteste gegen Rentenreform Mehr als 100 Festnahmen in Paris
Die Rentenreform ist vom Verfassungsrat genehmigt und in Kraft - aber in vielen französischen Städten gab es Demonstrationen und Krawalle. Allein in Paris wurden mehr als 100 Menschen festgenommen.
Bei Protesten gegen die vom französischen Verfassungsrat gebilligte Rentenreform der Regierung ist es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Allein in der Hauptstadt Paris seien am Freitagabend 112 Demonstranten festgenommen und 30 Mülltonnen angezündet worden, berichtete der Fernsehsender "BFMTV" unter Verweis auf den Polizeipräfekten.
In etlichen anderen Städten wie Straßburg, Lyon und Nantes kam es ebenfalls zu Protestaktionen. In Lyon setzte die Polizei Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben, in Rennes wurde die Tür einer Polizeistation und die eines Kongresszentrums in Brand gesteckt. In Marseille musste wegen Demonstrationen auf Gleisen der Zugverkehr eingestellt werden.
Bereits tagsüber hatte es Kundgebungen sowie Straßenblockaden gegeben. In Paris strömten Menschen vor dem Rathaus zusammen, in Nizza zogen Demonstranten über die Uferstraße.
Verfassungsrat billigt Reform weitgehend
Die obersten Hüter der französischen Verfassung hatten das Reformvorhaben von Präsident Emmanuel Macron zur schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre am Freitagabend im Kern als verfassungskonform bewertet. Ein Referendum, auf das Gegner der Reform ihre Hoffnung gesetzt hatten, erklärte der Verfassungsrat für unzulässig.
Gegen Entscheidungen des Verfassungsrats können in Frankreich keine Rechtsmittel eingelegt werden.
Am Samstagmorgen unterzeichnete Macron das Gesetz, das offiziell im Amtsblatt der Regierung veröffentlicht wurde. Damit gilt das Gesetz als offiziell in Kraft gesetzt. Den Plänen der französischen Regierung zufolge soll es bis September wirksam werden.
In den vergangenen Monaten waren mehrfach Hunderttausende Menschen gegen die Pläne auf die Straße gegangen. Für den Samstag werden weitere Proteste erwartet. Die Gewerkschaften riefen für den 1. Mai zu neuen Protestmärschen auf.