Weltschifffahrtsorganisation IMO Strengere Regeln für E-Auto-Transport geplant
An Bord des Autofrachters "Fremantle Highway" brennt es noch immer. Die Suche nach einem geeigneten Hafen für das Schiff läuft weiter. Die Weltschifffahrtsorganisation IMO will dafür sorgen, dass der Transport mit E-Autos strenger reguliert wird.
Nach Ausbruch eines Feuers auf dem mit Elektroautos beladenen Frachter "Fremantle Highway" vor der niederländischen Küste hat die Weltschifffahrtsorganisation IMO schärfere Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Demnach sollen die geltenden Vorschriften für den Transport von Elektroautos verschärft werden.
Dieses Vorhaben stehe "ganz oben auf der Tagesordnung", teilte eine Sprecherin der in London ansässigen Organisation mit. Dies sei eine "Reaktion auf die zunehmende Zahl von Zwischenfällen mit Bränden, die auf die Beförderung von Fahrzeugen mit alternativen Energien, einschließlich Autos mit Lithium-Ionen-Batterien, zurückzuführen sind". Es seien noch weitere Sitzungen und Experten-Diskussionen hierzu geplant.
Frachter hat 500 E-Autos an Bord
Das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zum Mittwoch Feuer ausbrach. Bei der Evakuierung war ein Mann aus Indien gestorben, die übrigen 22 Besatzungsmitglieder wurden verletzt.
Die Ursache ist noch nicht bekannt. Vermutet wird jedoch, dass die Batterie eines Elektroautos für den Brand verantwortlich ist. Das Schiff hat etwa 500 E-Autos geladen und damit weit mehr als die 25, die zuerst gemeldet worden waren. Insgesamt hat das Schiff rund 3.800 Autos geladen.
Akkus von E-Autos seien viel schwieriger zu löschen, sagen Brand-Experten. Inzwischen fordern Umweltschutzorganisationen auch in Deutschland strengere Regeln für den Transport von Autos. "Es ist längst überfällig, solche Transporte als Gefahrguttransporte zu deklarieren und nicht länger nah entlang der Küste fahren zu lassen", sagte Nadja Ziebarth, Leiterin des Meeresschutzbüros beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Experte: Unfall war nur "Frage der Zeit"
Ähnliches fordert auch Manfred Santen, Chemie-Experte bei Greenpeace. "Diese großen Fracht- und Containerschiffe müssten weiter nördlich fahren, dann hat man nicht so eine Gefährdung des Wattenmeers", so Santen in einem Interview mit tagesschau.de. Diese Schiffsroute sei sehr stark befahren, ein solcher Unfall daher nur eine Frage der Zeit gewesen. "Wenn man pro Jahr mehr als eine Million Autos exportiert, dann muss man damit rechnen, dass so etwas passiert. Das ist eine Wahrscheinlichkeitsrechnung", sagte Santen.
Auch die Vertreter der niederländischen Wattenmeerinseln drängen darauf, den Schiffsgüterverkehr von und nach Deutschland weiter nach Norden zu verlegen, weiter entfernt von den Inseln und dem Wattenmeer.
Inzwischen ist der brennende Frachter mit 1,6 Millionen Liter Schweröl an Bord an einem weniger gefährlichen Ankerplatz angekommen. "Das Verschleppen des Schiffes verlief ohne Probleme", teilte die Wasserbehörde am Montag in Den Haag mit. Es gab keine Schäden für die Inseln und die Naturgebiete im Wattenmeer. Die etwa 200 Meter lange "Fremantle Highway" erreichte nach mehr als 15-stündiger riskanter Fahrt ihren neuen vorläufigen Ankerplatz etwa 16 Kilometer im Norden der Wattenmeerinseln Schiermonnikoog und Ameland.
Gefahr einer Ölpest noch nicht gebannt
Der Transport hatte am Sonntagabend weiter im Westen vor der Insel Terschelling begonnen. Der neue Platz liegt weit entfernt vom Schiffsverkehr und ist windgeschützter. Dort liegt das Schiff vor Anker, wird aber auch stabilisiert von zwei Schleppern. Auch bleibt das Spezialschiff, das Öl räumen kann, weiter in der Nähe.
Denn noch ist der Brand nicht gelöscht. "Das Feuer ist deutlich schwächer geworden, und auch die Temperatur hat abgenommen", sagte der Direktor der Wasserbehörde, Joost de Ruig, dem Radiosender NOS. Das Schiff sei stabil und intakt. Doch die Gefahr sei noch nicht gebannt, dass doch noch die Stahlwände aufreißen und Öl heraussickert.
Schiff könnte auch in deutschen Hafen geschleppt werden
Daher sollen zunächst Bergungsspezialisten an Bord den Zustand des Schiffes eingehend überprüfen. Erst wenn es tatsächlich stabil genug ist, kann es zu einem Hafen transportiert werden. Doch dafür muss das Feuer erloschen sein. Erst dann kann es sicher weitergeschleppt werden.
Wohin der Frachter geschleppt werden soll, ist noch unklar, denn der Hafen muss für eine solche Operation ausgerüstet sein. Das Schiff muss entladen, abgewrackt und das Schweröl abgepumpt werden. Im Notfall könnte das Abpumpen bereits auf See am jetzigen Ankerplatz geschehen, um Gefahren bei einem Weitertransport zu reduzieren.
Unter Umständen könnte das Schiff auch in einen deutschen Hafen geschleppt werden. Die Kosten des gesamten Einsatzes muss der japanische Eigentümer bezahlen.