Niederländische Küstenwache Stabile Lage bei brennendem Frachter
Von außen sind keine Flammen mehr zu sehen. Doch die Sorge bleibt, dass die "Fremantle Highway" sinken oder auseinanderbrechen könnte. Das Schiff hat laut einem Medienbericht 500 E-Autos geladen - und damit weit mehr als angenommen.
Mehr als 48 Stunden nach Ausbruch hat der Brand auf der "Fremantle Highway" der niederländischen Küstenwache zufolge nachgelassen. Auch die Temperatur sei gesunken, sagte eine Sprecherin der Küstenwache der Nachrichtenagentur dpa. Der Frachter liege stabil - etwa 17 Kilometer im Norden der Wattenmeerinsel Terschelling. Über eine Notverbindung zu einem Schlepper werde das Schiff auf der Position gehalten.
Zwischenzeitlich wurden weitere Details zur Fracht bekannt. Der niederländischen Nachrichtenagentur ANP zufolge befinden sich 500 E-Autos an Bord und damit weitaus mehr als die 25, die bisher gemeldet wurden. ANP beruft sich auf Angaben des Unternehmens K Line, das die "Fremantle Highway" vom japanischen Reeder gechartert hat. Unklar ist, was das für die Entwicklung des Feuers bedeutet. Bereits gestern wurde in einem Medienbericht die Zahl der insgesamt geladenen Autos nach oben korrigiert.
Das Schiff habe 3783 Autos geladen, teilte gestern ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen Kaisha der Nachrichtenagentur dpa mit. Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2857 Autos gesprochen, davon 25 E-Autos.
Von außen keine Flammen mehr zu sehen
Heute wollten niederländische Bergungsspezialisten einen Bergungsplan erstellen. Sobald die Temperatur es zulasse, könnten die Experten das Schiff inspizieren, teilte die Küstenwache mit. Wenn das Schiff stabil genug sei, könne es an einen sicheren Ort geschleppt werden. Der Brand hatte am Abend bereits an Stärke verloren.
Flammen waren nach Angaben der Küstenwache vom Morgen auf dem Schiff nicht mehr zu sehen. Es hieß aber, für eine Entwarnung sei es noch zu früh - das Feuer könne wieder aufflammen. Die Löscharbeiten gestalteten sich weiter schwierig. Zu viel Wasser auf dem Frachter könnte ihn zum Kentern bringen, hieß es.
Man ging zudem davon aus, dass es im Inneren des Schiffs weiter brennt, "vermutlich auch heftig brennt", sagte ARD-Reporterin Helga Schmidt, ebenfalls am Morgen. Bis in die Nacht sei an eine Bergung nicht zu denken gewesen - die Temperaturen zu hoch.
Befestigung an Schlepper
Zunächst wurden die Seiten des 200 Meter langen Schiffs von Löschbooten aus gekühlt. Diese Maßnahme wurde am Donnerstag allerdings vorerst unterbrochen: Nach Angaben der Küstenwache geriet zu viel Seewasser ins Boot, was die Stabilität gefährden kann. Der Frachter ist nun fester an einen Schlepper gekoppelt, der seine Position stabilisiert. Dadurch wird der Schiffsverkehr nicht gefährdet.
Wind und Strömung lassen die "Fremantle Highway" zwar leicht abdriften, was den Rettungskräften aber keine Sorgen mache. Vielmehr wird weiterhin befürchtet, dass der Frachter sinkt oder auseinanderbricht. Das könnte enorme Folgen für die Nordsee und das Ökosystem Wattenmeer bedeuten.
Beobachtet wird die "Fremantle Highway" laut ARD-Reporterin Schmidt von umliegenden Schiffen sowie der Luft aus. Wann ein Bergungsteam an Bord gehen könne, sei bislang offen.
Etwaige Ölbergung vorbereitet
Die Vorhersagen für Wind und Strömung sind nach Informationen des zuständigen Ministeriums günstig. Sollte Treibstoff aus dem Schiff strömen, würde er Richtung Norden in die offene See fließen. Aus Sicherheitsgründen wartet dennoch bereits ein Spezialschiff zur Bergung von Öl in der Nähe des Frachters.
Speziell für den Einsatz auf See ausgebildet stehen nach Angaben des Leiters der Spezialeinsatzgruppe Schiffssicherung der Hamburger Feuerwehr, Dirk Flocke, allein in der Hansestadt 125 Feuerwehrleute sowie 25 Ärztinnen und Ärzte bereit.
Man habe es mit Metallen zu tun, die eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben, sagte Flocke der Nachrichtenagentur dpa. Heiße Luft und Rauchgase könnten kaum abziehen, die Gänge seien eng und in Schiffen gebe es gefährliche Stoffe. Hinzu komme die Ladung: "Es ist immer eng, es ist immer heiß."
Ein Autotransporter sei bei einem Feuer besonders problematisch. Die Decks seien dicht an dicht mit Fahrzeugen vollgestellt. Da könne man mit einem Schlauch nicht zum Brandherd vordringen.
Seit Mittwoch keine Menschen mehr an Bord
Das Frachtschiff war unter der Flagge von Panama auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zum Mittwoch das Feuer ausbrach. Die Ursache ist noch unklar. Vermutet wird, dass die Batterie eines elektrischen Autos in Brand geriet.
Menschen befinden sich an Bord der "Fremantle Highway" keine mehr - die Besatzung war am Mittwoch evakuiert worden. Dabei kam ein Mensch ums Leben. Die übrigen 22 Mitglieder der Crew wurden leicht verletzt.
Mit Informationen von Helga Schmidt, WDR, zzt. Küste vor Ameland