Ausbau von Windparks Brüssel macht ordentlich Wind
Mehr Strom aus Windkraft: Die EU will die Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Windparks einfacher und schneller machen. Auch wird der EU-Innovationsfonds um das Doppelte aufgestockt. Von Jakob Mayr.
Mehr Strom aus Windkraft: Die EU will die Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Windparks einfacher und schneller machen. Auch wird der EU-Innovationsfonds um das Doppelte aufgestockt.
Europas Windanlagenbauer haben es nicht leicht: unsichere Nachfrage, schleppende Genehmigungsverfahren, erstarkende Konkurrenz, Fachkräftemangel. Trotzdem will die EU-Kommission sicherstellen, dass ihr Plan zur nachhaltigen Umgestaltung Europas, der Green Deal, aufgeht, sagt deren stellvertretender Präsident, Maros Sefcovic: "Wir wollen, dass die Windkraft eine europäische Erfolgsgeschichte bleibt, mit Blick auf die Energiegewinnung und den Ausbau der Industrie, denn genau das ist sie ja schon."
Mehr als das Doppelte an Windstrom bis 2030
Im vergangenen Jahr hat die Windkraft nach Sefcovics Worten 16 Prozent zum EU-Stromverbrauch beigetragen. Damit die EU ihre Nachhaltigkeitsziele erreicht, muss der Anteil von Windstrom am Energiemix bis 2030 um mehr als das Doppelte steigen. Energiekommissarin Kadri Simson betont: "Für das EU-Ziel, mindestens 42,5 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, braucht es einen massiven Ausbau der Kapazitäten. Der Windsektor muss dazu erheblich beitragen. Das kann er nur aus einer Position der Stärke heraus."
Die Kommission möchte der europäischen Industrie mit ihrem Paket nach Simsons Worten den nötigen Rückenwind verschaffen. Dafür will Brüssel bis Mitte kommenden Jahres Genehmigungsverfahren für den Bau neuer Windparks einfacher und schneller machen. Das kann derzeit Jahre dauern.
Europäische Hersteller begünstigt
Der EU-Innovationsfonds zur Förderung nachhaltiger Technologien wird um das Doppelte auf 1,4 Milliarden Euro aufgestockt - das soll auch Windanlagenbauern zugute kommen. Bei Ausschreibungen entscheidet künftig nicht allein der Preis. Es werden auch Kriterien wie Cybersicherheit, Transparenz der Lieferketten oder Umwelt- und Sozialstandards berücksichtigt. Das begünstigt europäische gegenüber ausländischen Herstellern. Von den zehn weltweit größten Windturbinenherstellern kommen vier aus der EU und vier aus China.
Turbinenbauer in Asien holen auf
Noch entfallen vier Fünftel des Windenergiegeschäftes in der EU auf europäische Produzenten, aber die Konkurrenz aus Asien holt auf. Dabei liegen die Preise chinesischer Turbinenbauer nach EU-Angaben im Durchschnitt 20 Prozent unter denen der Mitbewerber aus Europa und den USA. Die Kommission will genau prüfen, ob bei Vergabeverfahren oder bei der Einfuhr von Windturbinen in die EU staatliche Beihilfen im Spiel sind, die den Wettbewerb verzerren. Falls ja, schließt Brüssel Anti-Subventionsverfahren wie im Falle chinesischer Elektro-Autos nicht aus.
Energiekommissarin Simson erklärt: "Wir müssen alle verfügbaren Instrumente nutzen, um sicherzustellen, dass wir nicht in neue Abhängigkeiten geraten. Unser Ziel ist es, dass die europäische Industrie nicht nur den heimischen Bedarf deckt, sondern eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt spielt."
Genehmigungen erreichen Rekordwert
Der Bundesverband Windenergie begrüßt das Brüsseler Paket: Es könne bei guter Umsetzung einen starken Beitrag leisten, um die europäische Wertschöpfung zu sichern.
In Deutschland wurde nach Verbandsangaben mit der in den ersten drei Quartalen neu installierten Windkraft-Leistung schon jetzt der Gesamtwert des Vorjahres übertroffen. Die Zahl der Genehmigungen erreichte einen neuen Rekordwert. Da Genehmigungen den Zubau der Zukunft absichern, habe die Branche allen Grund, zuversichtlich auf die kommenden Jahre zu blicken.