Ministertreffen in Spanien EU-Fischerei soll nachhaltiger werden
Viele Schiffe der EU-Fischereiflotte sind alt und wenig effizient. Kühlung und Transport verbrauchen viel Energie. Nun läuft die Suche nach Wegen, um die Fischerei in der EU nachhaltiger zu machen.
Eine grüne Branche ist die EU-Fischerei bisher nicht. Die mehr als 61.000 Schiffe umfassende Flotte ist überholt. Fast 30 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, die Motoren sind wenig effizient, Kühlung und Transport sind ebenso sehr energieintensiv. Auch ist die Branche anfällig bei stark schwankenden Kraftstoffpreisen für den Schiffsdiesel.
Wie kann die europäische Fischerei also nachhaltiger werden? Dazu hat die EU-Kommission im Februar einen Aktionsplan vorgestellt. Sie will damit sicherstellen, dass auch die Fischerei ihren Beitrag zum Europäischen Grünen Deal leistet, mit dem die EU bis 2050 klimaneutral werden will.
Energieeffizienz soll im Mittelpunkt stehen
Ansatzpunkte gibt es dabei mehrere. Die größten Chancen würden sich bei Schiffsantrieben und anderen Energieverbrauchern auf den Schiffereifahrzeugen ergeben. Denn die "Energieeffizienz von diesen anderen Verbrauchern bei Verarbeitungsschiffen oder bei Kühlanlagen" müsse dabei im Mittelpunkt stehen, sagt der CDU-Politiker Niclas Herbst, Mitglied im Fischereiausschuss des EU-Parlaments.
Im vergangenen Jahr etwa stach in der Bretagne der erste französische Austernkahn mit Elektroantrieb in See. Hybridschiffe mit dieselelektrischen Motoren können zum Teil bis zu 60 Prozent weniger CO2 auszustoßen. Diese Entwicklung will die Kommission mit ihrem Aktionsplan weiter unterstützen. Auch eine veränderte Bauweise der Schiffe könnte helfen, die Branche umweltverträglicher zu machen.
"Bei alternativen Kraftstoffen ist die Energiedichte wesentlich geringer als bei Diesel und die Tanks müssen dann einfach größer sein", erklärt Herbst. Es gebe auch eine Plattform der EU-Kommission, die im vergangenen Monat eingerichtet wurde, bei der Ideen gesammelt werden könnten.
Treffen der EU-Fischereiminister
Um Ideen für eine Energiewende in der Fischerei soll es auch in Vigo in Galizien gehen. Die zuständigen EU-Minister treffen sich auf Einladung der spanischen Ratspräsidentschaft. Es ist ein informelles Treffen zum Gedankenaustausch, wie die Energiewende in der Fischerei funktionieren soll - Beschlüsse sind nicht vorgesehen.
Eine Idee der EU-Kommission hatte bereits großen Widerstand ausgelöst. Bis 2030 soll in europäischen Meeresschutzgebieten wie dem Wattenmeer in der Nordsee die treibstoffintensive Grundschleppnetzfischerei schrittweise eingestellt werden. Bei dieser Fischereimethode wird der Meeresboden zerpflügt. Dabei wird aus Sedimenten auch C02 freigesetzt. Der Effekt von Meeresböden als natürliche Kohlenstoffsenken wird damit verringert.
Kritik an Plänen
Pläne der Kommission hatte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen, auch für die Fischerei zuständig, beim vergangenen Agrarministertreffen im Juni als zu weitreichend kritisiert.
Kein pauschales Verbot der Schleppnetzfischerei, aber eine Prüfung der grundberührenden Fischerei nach der tatsächlichen Umweltwirkung. Es ist auch gut, dass Umwelt- und Fischereigesetzgebung künftig besser aufeinander abgestellt werden soll.
Cem Özdemir hatte sich damit schützend vor die Krabbenfischer gestellt, die bereits seit Monaten gegen die Pläne Sturm laufen. Sie fürchten um ihre Existenz.
Auch argumentieren sie, dass ihre Fangmethoden in Wahrheit schonend seien. Ska Keller von den Grünen, auch Mitglied im Fischereiausschuss des Europaparlaments, plädiert für praktische und passgenaue Lösungen.
Es sei wichtig, dass sich alle zusammensetzten und vor Ort schauten, was man genau tun könne, je nachdem, wie die Situation vor Ort sei, mit besonders sensitiven Habitaten auf dem Meeresboden. "Da kann man viel gemeinsam erreichen, wenn man sich klar ist in dem Ziel, dass wir die Artenvielfalt erhalten wollen", betont Keller.
Artenvielfalt in der EU erhalten
Um die Artenvielfalt erhalten zu wollen, will die EU mindestens 30 Prozent der Meeresgebiete unter effektiven Schutz stellen. Bekannt hat sie sich dazu auf der internationalen Artenvielfaltskonferenz im kanadischen Montreal. Bislang sind aber nach Angaben der Kommission nur zwölf Prozent der EU-Meere Schutzgebiete, nur ein Bruchteil davon ist streng geschützt.