
Prozess gegen Depardieu Auch vor Gericht kommt manchmal der Schauspieler durch
Seit Montag steht Gérard Depardieu in Paris vor Gericht. Zwei Frauen werfen ihm vor, sie 2021 am Filmset sexuell belästigt zu haben. Der Schauspieler weist das zurück. Der Tonfall im Gericht ist bisweilen aggressiv.
Gérard Depardieu spricht mal laut - mal so leise, dass er kaum zu verstehen ist. Er gestikuliert viel und in manchen Momenten kommt auch vor Gericht der Schauspieler durch. Die Vorwürfe, er habe am Filmset von "Les Volets Verts" Frauen sexuell belästigt und bedrängt, weist Depardieu entschieden zurück. Er stehe zu seiner Grobheit, zu seinen verbalen Übertreibungen: Aber er sei niemand, der Frauen begrapsche.
Sein Anwalt Jérémie Assous hatte schon zu Prozessbeginn am Montag den Tonfall gesetzt: Dieser Prozess wird die Möglichkeit geben, alle Anschuldigungen mit der Realität zu konfrontieren und mit den Aussagen von Zeugen abzugleichen. So werden wir unparteiisch, objektiv und unanfechtbar zeigen, dass alle Anschuldigungen erlogen sind.
Version der Klägerin
Amélie, Dekorateurin am Set und eine der beiden Klägerinnen, liefert eine völlig andere Version. Mit klarer, fester Stimme schildert sie die Szene, die sich ihr ins Gedächtnis gebrannt hat: Wie Depardieu sie gepackt, mit den Beinen eingeklemmt und vom Schambereich bis zu den Brüsten berührt habe mit obszönen, anzüglichen Sprüchen.
In seiner Befragung vor Gericht räumte Depardieu zum ersten Mal ein, Amélie an der Hüfte gepackt zu haben, weil er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden gewesen sei. Eine Belästigung sei das aber nicht gewesen, betonte der Anwalt des Schauspielers: "Vielleicht hat er seine Hand an ihre Taille gelegt oder ihren Arm berührt - aber auf keinen Fall gab es auch nur den geringsten sexuellen Übergriff. Und weil das wahr ist, hat keine einzige der 46 am Set versammelten Personen einen solchen Übergriff bestätigt."
Anwalt greift Klägerinnen an
Depardieus Anwalt tritt offensiv, bisweilen sogar aggressiv auf: Er greift die Anwältinnen der beiden Frauen verbal an, imitiert ihren Tonfall oder versucht, die Klägerinnen zu diskreditieren. Die Anspannung im Saal entlädt sich zum Teil in offenen, verbalen Auseinandersetzungen.
Sie habe sich mit ihrer Aussage auch dieser Strategie entgegenstellen wollen, sagt Klägerin Amélie: "Es ist schwer zu hören, wenn andere die eigene Geschichte erzählen: verfälscht und auf alle möglichen Arten verdreht. Ich war deshalb glücklich, hier sprechen zu können."

Das Medieninteresse an dem Prozess ist groß.
Hoffnung auf Signalwirkung
Vor dem Gerichtssaal bilden sich lange Schlangen; Journalisten und Beobachter warten zum Teil stundenlang darauf, einen der raren Plätze zu ergattern. Eine von ihnen ist Louane. Die angehende Juristin schildert ihre Eindrücke vom ersten Prozesstag, an dem es nur um formale Fragen ging:
Ich finde, dass die Verteidigung auf Zeit spielt. Schon im Oktober hatten sie versucht, den Prozess hinauszuzögern, mit dem Verweis auf den Gesundheitszustand von Monsieur Depardieu. Jetzt ist er zwar da, wird aber mit Samthandschuhen angefasst. Und ich bin enttäuscht, weil man Zeit für den Inhalt vergeudet hat - für die Aussagen der Opfer und der Nebenklage."
Ihre Kommilitonin Chloé sieht das ähnlich. Sie hofft aber, dass dieser Prozess eine Signalwirkung entfalten kann: "Ich denke, dass dieser Prozess anderen Opfern wenigsten etwas zeigen kann: Nur weil der Angreifer berühmt ist, heißt das nicht, dass das keine Folgen haben kann." Dass offener geredet werde sei die eine Sache, aber das müsse sich auch in Taten widerspiegeln. "Zwar gibt es mehr Anzeigen - aber nicht unbedingt mehr Verfahren."
Ursprünglich war der Prozess bis Dienstag angesetzt. Es wird aber mindestens einen zusätzlichen Verhandlungstag geben - wann das Urteil kommt, ist unklar.