Vergewaltigungsvorwürfe Depardieu droht Entzug des Ehrenlegion-Ordens
Nach Klagen wegen sexueller Gewalt könnte dem Schauspieler Gérard Depardieu die höchste Auszeichnung Frankreichs aberkannt werden. Kulturministerin Abdul-Malak bezeichnete das Verhalten des Filmstars als "Schande für Frankreich".
Dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu droht der Verlust des Ehrenlegion-Verdienstordens, Frankreichs höchster Auszeichnung. Grund sind Klagen wegen Vergewaltigung und sexueller Gewalt gegen den 74-Jährigen sowie frauenverachtende Äußerungen.
Kulturministerin Rima Abdul-Malak zufolge ist ein Disziplinarverfahren gegen Depardieu eingeleitet worden. Das sagte sie im Fernsehsender "France 5". Ein Rat des Ordens werde zusammentreten, um zu entscheiden, ob Depardieus Mitgliedschaft ausgesetzt oder vollständig aufgehoben werde, erklärte sie.
Kulturministerin "angewidert"
Die Aufnahme in die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung, die in Frankreich verliehen wird. Depardieu war 1996 vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac in die Ehrenlegion aufgenommen worden. Der Kodex der Ehrenlegion sieht vor, dass ein "gegen die Ehre verstoßendes Verhalten" mit einer Rüge, einer Aussetzung der Mitgliedschaft oder einem Ausschluss geahndet werden kann.
Die Kulturministerin bezeichnete das Verhalten des Schauspielers gegenüber Frauen als "Schande für Frankreich". Mit Blick auf einen kürzlich ausgestrahlten Dokumentarfilm zeigte sie sich "angewidert" von Depardieus respektlosem und sexistischem Umgang mit Frauen. In der Dokumention ist der Schauspieler zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre Äußerungen macht. "Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126", sagt er beispielsweise. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagte er: "Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus." Frauen seien große Schlampen, fuhr er fort.
Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung
In der vergangenen Woche hatte die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould hatte ihn bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt. Gegen Depardieu läuft ein Ermittlungsverfahren.
Seit Mitte September soll eine weitere Klage gegen ihn wegen sexuellen Missbrauchs laufen. Depardieu bestreitet sämtliche Vorwürfe. Arnould habe freiwillig mit ihm Sex gehabt, erklärte er. Mehr als zwölf weitere Frauen warfen Depardieu öffentlich sexuelle Übergriffe vor, erstatteten bislang jedoch keine Anzeige.
"In der französischen Kinowelt war das problematische Verhalten von Gérard Depardieu sehr wohl bekannt", sagte der Chef der Produzentengewerkschaft, Marc Missionnier, in dem Dokumentarfilm. Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme.