Niederlande Zweiter Prozess zu Mord an de Vries
Heute beginnt ein weiterer Prozess zum Mord am niederländischen Journalisten de Vries: Auf der Anklagebank sitzen zwei mutmaßliche Handlanger. Den Kampf gegen die Drahtzieher vergleicht Premier Rutte mit einer Hydra.
Der mutmaßliche Schütze und sein Fluchtwagenfahrer müssen sich schon seit einigen Wochen wegen Mordes an Peter de Vries verantworten. Und ab heute sind in einem abgetrennten zweiten Verfahren drei weitere Männer angeklagt, ebenfalls wegen Mordes an dem Investigativjournalisten.
Gut, dass Polizei und Justiz so schnell und professionell gearbeitet hätten, sagt auch Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema: "Wichtig fürs Rechtsgefühl und wegen der riesigen Gefühlswelle, die durchs Land schwappt. Da ist Trauer, Wut, Angst vor Chaos, Furcht, dass es weitere Opfer geben könnte. Es repariert ein wenig etwas - nicht alles, von dieser enormen Kränkung eines solchen Mordanschlags."
TV-Interview posthum ausgestrahlt
Die fünf Schüsse auf einen so populären Fernsehjournalisten mitten im weltoffenen Amsterdam im Juli vergangenen Jahres hatten die Niederländer in einen kollektiven Schock versetzt. Auch, weil vermutlich wieder die Milliardenschwere Drogenmafia dahinter steckt. In einem der größten Drogenmafia-Prozesse hatte der 64-jährige de Vries zuletzt einen Kronzeugen betreut. Der Bruder und Anwalt dieses Kronzeugen waren zuvor auch schon erschossen worden - de Vries war das Risiko, das seine Arbeit bedeutete, also klar.
In einem seiner letzten TV Interviews - erst jetzt nach seinem Tode veröffentlicht - sagte er: "Ein wahres Blutbad in den Niederlanden... Es gab ja mehrere Morde und Mordversuche bei vielen, die da eine Rolle spielen und es wurde eine Nachricht abgefangen. Da hieß es: Sollte der Kronzeuge auspacken, geht seine Familie schlafen. Mit anderen Worten: Sie werden umgelegt, liquidiert."
Peter de Vries' Tochter Kelly, seine Schwiegertochter Amanda und Sohn Royce de Vries im Gerichtssaal (Archivbild vom 15.06.2022).
Kampf gegen "Hydra" der Drogenmafia
Dennoch verzichtete de Vries, der seit Jahrzehnten in Sachen organisierter Kriminalität recherchierte, im Fernsehen jahrelang in einer eigenen Sendung Verbrechern auf die Spur kam, auf Bodyguards.
"Mein Vater hat seinen Job 40 Jahre lang gemacht. Er war nicht naiv", sagt sein Sohn Royce de Vries. "Das weise ich zurück, dass einige das jetzt über ihn sagen, weil er keinen Personenschutz hatte. Er hat ja in der Vergangenheit immer wieder mit den größten Kriminellen der Niederlande zu tun gehabt und es immer gut eingeschätzt."
Royce de Vries ist Anwalt. Gemeinsam mit seiner Schwester Kelly und seiner Mutter Jacqueline, sagt er, wolle er die Aufklärungsarbeit seines Vaters auf die eine oder andere Weise fortführen. Vor Gericht ist die Familie jetzt als Nebenklägerin vertreten. Dass auf der Anklagebank allerdings nur Handlanger, mutmaßliche Auftragsmörder, sitzen, davon geht auch die Regierung in Den Haag aus. Dort ist von der Drogenmafia als einer Hydra die Rede. Der Kampf dagegen, sagt Premier Mark Rutte, sei schwer und werde lange dauern.