Bilanz von Charles III. Kontinuität - und doch ein Neuanfang
Acht Monate ist Charles III. nun bereits König - ein Amt, auf das er lange vorbereitet wurde und auf das er viele Jahre warten musste. Was hat er daraus gemacht - und welche Akzente hat er gesetzt?
Als im September 2022 der Sarg mit dem Leichnam der Queen in der Westminster Hall aufgebahrt wird, bilden sich lange Schlangen. Die Briten wollen Abschied, stehen viele Stunden an.
Ein Moment, in dem König Charles III. und sein Sohn William auf die Wartenden zugehen, Hände schütteln, ein paar Worte wechseln. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit wird deutlich: Charles III. ist ein König, der seinem Volk begegnen will, der auf die Menschen zugeht - viel mehr als seine Mutter.
Politischer, als ein König sein darf
Als er ihr auf dem Thron folgt, verspricht er Kontinuität - und ist doch anders. Sein Engagement für den Umweltschutz ist ausgeprägt, er gilt als politischer Kopf. Politischer, als ein König sein darf. Als die Regierung Pläne formuliert, Flüchtlinge nach Ruanda abzuschieben, kritisiert er dies.
König Charles lässt durchsickern, dass er das Vorhaben der Regierung schrecklich findet. Direkt ansprechen kann er die Flüchtlingspolitik öffentlich aber nicht, erklärt Catherine Mayer, Journalistin und Charles-Biographin.
Die Krone unbeschadet weitergeben
Dabei muss Charles immer wieder abwägen, wie politisch er sein möchte oder sein kann, ohne sich und seiner Rolle zu schaden.
"Eine seiner Aufgaben ist es, nicht nur König zu sein, sondern die Krone auch unbeschadet weiterzugeben", sagt Catherine Mayer. "Wenn er zu politisch wird, die Distanz verliert, werden das die Kritiker, auch Konservative, dem Königshaus vorwerfen."
Der richtige Ton beim ersten Staatsbesuch
Einfacher gefallen ist ihm ganz offensichtlich seine Rolle als Staatsoberhaupt im Ausland. Bei seinem ersten Besuch als König in Deutschland spricht er im Bundestag teilweise auf Deutsch, unter anderem zur Ukraine, und betont die gemeinsamen Werte:
Die Sicherheit Europas ist ebenso bedroht wie unsere demokratischen Werte. Aber: Die Welt hat nicht tatenlos zugesehen. Wir sind erschüttert von der furchtbaren Zerstörung. Aber wir können Mut schöpfen aus unserer Einigkeit.
König Charles geht auf die Deutschen zu, greift Gemeinsamkeiten auf, ist dabei in seinen Reden beim Staatsbankett und beim Besuch eines Biomarkt unterhaltsam.
Der Besuch in Hamburg mit der Kranzniederlegung in der kriegszerstörten Kirche St. Nikolai und die Visite am Mahnmal für die jüdischen Kinder, die von ihren Eltern nach England geschickt worden waren, damit sie der Vernichtung entkommen konnten, sind ganz besondere Momente dieses Staatsbesuchs.
Heikle Familienangelegenheiten
Eine weitere Herausforderung für Charles ist die Königsfamilie selbst. Denn die zählt viele Mitglieder. Bis vor einiger Zeit waren 15 Personen als sogenannte "arbeitende" Royals im Einsatz, erhielten also öffentliche Gelder für ihre Tätigkeit. Doch Charles will die Zahl reduzieren.
Prinz Harry und Meghan wendeten der Familie den Rücken zu, Prinz Andrew wurde zum Rückzug gezwungen wegen seiner Nähe zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Eine schlankere Monarchie - ohne Skandale - so das Kalkül, findet in der Bevölkerung auch mehr Rückhalt.
Immer wieder muss das Königshaus die vergleichsweise hohen Kosten rechtfertigen, Kritiker vergleichen die Ausgaben mit denen anderer Monarchien und der Republiken, in denen das Staatsoberhaupt gewählt wird und nicht durch Geburt bereits fest steht.