Bundeswehr-Abhörfall Britische Regierung reagiert zurückhaltend
Der Bundeswehr-Abhörfall ruft in Großbritannien gemischte Reaktionen hervor. Während die Regierung eher ausweicht, gibt es auch deutliche Kritik. Ein Ex-Minister sieht Deutschland von russischen Geheimdiensten durchdrungen.
Die britische Regierung hat zurückhaltend auf das offenkundig abgehörte und von Russland veröffentlichte Gespräch von Bundeswehr-Offizieren über den Marschflugkörper "Taurus" reagiert.
"Das ist offensichtlich eine Sache für Deutschland, dies zu untersuchen, und man hat das Wort von Bundeskanzler Scholz dazu", sagte der Sprecher von Premierminister Rishi Sunak vor Journalisten. Scholz habe gesagt, dass es sich um eine sehr ernste Angelegenheit handle und sie deshalb jetzt sehr sorgfältig untersucht werde, so der Sprecher.
Deutliche Kritik an Scholz
Britische Politiker reagierten kritischer. Das Gespräch zeige Spannungen auf zwischen Militärs, die "Taurus" an die Ukraine liefern wollten, und Scholz, "der sich zunehmend auf sein politisches Überleben zu konzentrieren scheint und nicht mehr darauf, was für den Kontinent am besten ist", sagte der ehemalige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Parlament, der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood, dem Sender BBC Radio 4.
Im Gegensatz zu Großbritannien, wo der Premier beständig die Unterstützung der öffentlichen Meinung sicherstelle, werde der Konflikt in Deutschland als Krieg in der Ukraine gesehen und nicht als Teil einer weit angelegten Konfrontation von Kremlchef Wladimir Putin mit dem Westen.
Ex-Verteidigungsminister Ben Wallace sagte der Times: "Wir wissen, dass Deutschland stark von russischen Geheimdiensten durchdrungen ist. Das zeigt, dass es weder sicher noch zuverlässig ist."
Briten tauchen in Mitschnitt auf
Der ehemalige Heereschef Richard Dannatt forderte im Times Radio, die beteiligten deutschen Luftwaffenoffiziere müssten streng getadelt werden. "Sie haben angedeutet, dass es Briten in der Ukraine gibt." Es sei aber die Sache von niemandem, die Anwesenheit britischer Militärs in der Ukraine zu kommentieren.
In dem Mitschnitt ist unter anderem die Rede davon, dass die Briten im Zusammenhang mit dem Einsatz ihrer an die Ukraine gelieferten "Storm-Shadow"-Marschflugkörper "ein paar Leute vor Ort" hätten.
Kanzler Scholz war vor ein paar Tagen ähnlich interpretiert worden. "Was an Zielsteuerung und an Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden", sagte Scholz. Die Briten erklärten daraufhin, der Einsatz von "Storm Shadow" durch die Ukraine und der Prozess der Zielauswahl seien Sache der Ukrainer.
"Partner betrachten Deutschland als unsicher"
CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter warnte bereits vor Irritationen bei Verbündeten über deutsche Fehler. "Unsere Partner Frankreich und Großbritannien betrachten Deutschland jetzt als unsicher, weil Russland Dinge erfährt, die es niemals erfahren dürfte", sagte Kiesewetter der "Rheinischen Post".
Der russische Präsident Wladimir Putin betrachte "den gesamten Westen, auch Deutschland, als Feind und Kriegsziel", sagte der CDU-Politiker weiter. "Das muss uns endlich klar sein."