Tote Flüchtlinge in Bulgarien Polizei nimmt sieben Menschen fest
18 tote Flüchtlinge sind gestern in Bulgarien in einem Lastwagen entdeckt worden. Heute gab es die ersten Festnahmen - ein Verdächtiger saß bereits wegen Schlepperei in Haft. Stimmen nach höheren Strafen werden laut.
Es gibt sieben Festnahmen, die bulgarische Polizei ermittelt. Wer ist verantwortlich für den Tod von 18 Flüchtlingen aus Afghanistan, die, versteckt unter Holzstapeln in einem Lastwagen, frierend, hungernd, mutmaßlich erstickt sind?
Nach Polizeiangaben handelt es sich bei den Opfern vor allem um junge Männer aus Afghanistan, aber auch ein sechs bis sieben Jahre altes Kind ist darunter. Eine Schlepperbande steht im Verdacht.
Erste Politiker in Bulgarien fordern schärfere Strafen. Anfang April wird ein neues Parlament gewählt, zum fünften Mal in zwei Jahren. Im Moment gibt es nur eine geschäftsführende Regierung.
Menschenunwürdige Umstände
Der Interims-Gesundheitsminister Assen Medzhidiew zeigt sich erschüttert. Die insgesamt 52 Flüchtenden, die in einem Lastwagen gefunden wurden, der in der Nähe eines Dorfes unweit der Hauptstadt Sofia abgestellt wurde, waren wohl tagelang unterwegs - unter menschenunwürdigen Umständen: "Sie haben offenbar an Sauerstoffmangel gelitten. Ihre Kleider sind nass, sie frieren und haben offensichtlich seit mehreren Tagen nichts gegessen."
Die 34 Überlebenden, darunter weitere fünf Kinder, wurden von Notärzten versorgt und anschließend in Krankenhäuser gebracht - zehn davon auf Intensivstationen. Sie litten unter Wassermangel, waren halb erfroren und halb verhungert, sagt der Leiter der Nationalen Bulgarischen Ermittlungsbehörde, Borislaw Sarafow. "Sie sind bis hierher gefahren - in die Nähe von Sofia. Einige sind im Lkw erstickt." Die 18 Leichen würden derzeit untersucht, die 34 überlebenden afghanischen Staatsbürger von den Ermittlern verhört und medizinisch versorgt.
Die mutmaßlich zwei Fahrer des Lastwagens sind offenbar geflohen, als sie die Leichen entdeckt hatten. Die Polizei wertet die im Führerhaus gefundenen DNA-Spuren aus. Es gab inzwischen bereits mindestens vier Festnahmen. Einer der festgenommenen Männer sei auf Fotos von den Geflüchteten erkannt worden. Auch der Besitzer des Lastwagens wurde festgenommen. Er sagt, er wollte gerade zur Polizei gehen, um seinen Lkw als gestohlen zu melden.
Interims-Innenminister fordert höhere Strafen
Gegen einen der beiden laufen mehrere Ermittlungsverfahren wegen Schlepperei, wie Bulgariens Interims-Innenminister Iwan Demerdzhiew bestätigt. Er saß demnach bereits fünf Monate in Bulgarien im Gefängnis, ebenfalls wegen Schlepperei.
"Derjenige, der hinter diesem tragischen Vorfall steckt, ist eine Person, gegen die ermittelt wird, die bereits wegen Schlepperei verurteilt worden ist", sagt Demerdzhiew. "Das Innenministerium hat einen Gesetzentwurf eingebracht. Wir fordern höhere Strafen für Schlepperei. Das heute ist ein Beispiel, was passiert, wenn die Strafen zu niedrig sind. Hat jemand im Parlament etwas dagegen unternommen? Nein - niemand hat etwas getan."
18 Tote auf der Flucht, von der Türkei illegal über die EU-Außengrenze nach Bulgarien geschleust, mit dem Zwischenziel Serbien auf dem Weg nach Norden. Einen Fall dieses Ausmaßes hat es in Bulgarien bisher noch nicht gegeben. Bulgarien sichert seine EU-Außengrenze zur Türkei mit einem Zaun, kürzlich fiel dort auch ein Schuss, der einen jungen Flüchtling verletzte. Bulgarien möchte Teil des Schengen-Raumes werden, scheiterte zuletzt aber am Veto Österreichs, das die Grenzsicherung Bulgariens noch für unzureichend hält.