Ex-Unterhaussprecher in London Mobbingvorwürfe gegen Bercow
"Order, Order" - seine Rufe machten den früheren Londoner Unterhaussprecher Bercow bekannt. Nun hat ein Expertengremium bestätigt: Er soll in seiner Amtszeit massiv Mitarbeiter gemobbt haben. Bercow bestreitet die Vorwürfe.
Der für seine markanten "Order, Order"-Rufe bekannt gewordene frühere Unterhaussprecher John Bercow hat einem unabhängigen Expertengremium zufolge während seiner Zeit im Amt massiv Mitarbeiter gemobbt.
Die Experten bestätigten damit eine Untersuchung der Beauftragten für parlamentarische Standards, die Bercow vorgeworfen hatte, ein "serial bully" (übersetzt etwa "serienmäßiger Tyrann") gewesen zu sein.
"Schwerwiegendes" Verhalten
Der Ex-Unterhauspräsident solle daher keinen Ausweis für das Parlament mehr erhalten. Sein Verhalten sei "sehr weit unterhalb" der erwartbaren Standards für ein Mitglied des Parlaments gewesen, so der veröffentlichte Bericht weiter.
Sein Verhalten sei so schwerwiegend gewesen, dass man ihn - wäre er Abgeordneter - aus dem Parlament ausgeschlossen hätte. Das Gremium bestätigte 21 Vorwürfe gegen Bercow von drei derzeitigen und ehemaligen Mitarbeitern des Unterhauses.
Bercow: "Retourkutsche für alte Rechnungen"
Bercow wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete das disziplinarische Verfahren als Retourkutsche, "um alte Rechnungen zu begleichen". Die Untersuchung sei "amateurhaft" gewesen, so Bercow.
Der ehemalige Unterhaussprecher gilt als eitel und unkonventionell. Während des Brexit-Streits hatte er sich mit seinem Einstehen für die Rechte des Parlaments viele Feinde in der Regierung und der konservativen Tory-Partei gemacht.
Bercow war von 2009 bis 2019 Sprecher (Präsident) des Unterhauses. Anfangs ein Tory, trat Bercow nach seinem Rückzug vom Posten des Speaker of the House of Commons zur oppositionellem Labour-Partei über.