Julian Assange
Chronologie

Julian Assange Von WikiLeaks-Enthüllungen bis zur Freilassung

Stand: 25.06.2024 11:17 Uhr

Es ist wohl das Ende einer langen Saga. Nach der Veröffentlichung von Daten, die mutmaßliche US-Kriegsverbrechen zeigen, saß Assange erst in der ecuadorianischen Botschaft fest, dann in Haft. Nun kommt er wohl frei - eine Chronologie.

Im Frühprogramm der BBC sprach Stella Assange über die Vereinbarung zwischen den USA und ihrem Ehemann Julian, dem Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks.

Er werde morgen vor einem Gericht auf den Nördlichen Marianen erscheinen, bestätigte sie entsprechende Berichte. Die Inselgruppe im Pazifik ist ein sogenanntes nichtinkorporiertes Außengebiet der USA. Dort werde Assange sich schuldig bekennen.

Details dazu nannte Stella Assange nicht, um den Deal mit den USA nicht zu gefährden. Die Abmachung soll morgen veröffentlicht werden. Die Zeit, die er in England in Haft verbrachte, soll ihm angerechnet werden. Deswegen soll er gleich auf freien Fuß kommen und nach Australien, in seine Heimat, fliegen.

Stella Assange ist bereits dort. Die Familie mit zwei Kindern werde dort neu beginnen, sagte sie in dem emotionalen Interview. Die vergangenen Tage seien ein Wirbelsturm für sie gewesen.

Fünf Jahre im Gefängnis, sieben Jahre in der Botschaft

Julian Assange saß fünf Jahre lang in England in Haft, konnte zuletzt vor einem britischen Gericht erreichen, noch einmal in Berufung gehen zu dürfen - um so seine Auslieferung zu verhindern.

Davor lebte er sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London. Die USA verlangten seine Auslieferung, weil sie ihm die Veröffentlichung geheimer Dokumente auf der Plattform WikiLeaks und Spionage vorwerfen.

Kriegsverbrechen der USA?

Im Jahr 2010 erschien auf WikiLeaks ein erschütterndes Video. Zu sehen ist, wie die Besatzung von einem "Apache"-Kampfhubschrauber aus auf Zivilisten feuert. Die beschossenen Männer gehen hinter einem Auto in Deckung. Doch die Schüsse durchschlagen das Gefährt.

Der Vorfall hatte sich 2007 in Bagdad ereignet. Damals starben zwölf Zivilisten, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Möglicherweise war die Kamera einer Person für eine Waffe gehalten worden. Die Bilder legten den Verdacht nahe, dass US-Soldaten Kriegsverbrechen begangen hatten.

In den Monaten darauf folgte die Veröffentlichung zahlreicher Dokumente über den Krieg in Afghanistan und über das Gefangenenlager der USA in Guantanamo.

Ermittlungen der USA und Schwedens

Die US-Regierung leitete Ermittlungen ein. Dazu kam, dass schwedische Behörden einen Haftbefehl gegen Assange wegen angeblicher Sexualdelikte ausstellten. Assange fürchtete die Auslieferung an die USA und floh 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London.

Ecuador gewährte ihm politisches Asyl. Dort sprach er vom Balkon zu Medienvertretern und Unterstützern, die Bilder gingen um die Welt. WikiLeaks sei in Gefahr, genauso die Meinungsfreiheit und unsere funktionierende Gesellschaft, sagte der Australier damals.

Familie und Bespitzelung in der Botschaft

Sieben Jahre saß er in der Botschaft auf engem Raum fest - ab 2015 mit einer wichtigen Beziehung: der zu seiner jetzigen Ehefrau Stella. Die Anwältin war schon zuvor Teil des Teams um Assange gewesen.

2017 und 2019 kamen zwei gemeinsame Kinder zur Welt. In dieser Zeit wurde Julian Assange offenbar durch eine spanische Sicherheitsfirma abgehört, die in der Botschaft eingesetzt war. Unter anderem sollen auch aus den Windeln der Kinder Proben entnommen worden sein, um festzustellen, ob Assange wirklich der Vater ist.

Vorwurf, Tötung geplant zu haben

Stella Assange wirft dem ehemaligen CIA-Direktor Mike Pompeo sogar vor, er habe Pläne ausarbeiten lassen, Assange zu töten. Das soll 2017 gewesen sein. Berichtet hatte dazu die Internetseite Yahoo News im Jahr 2021 und verwies auf etwa 30 Gesprächspartner und Quellen, die teils namentlich genannt wurden.

Dieser Bericht dürfte ein Grund sein, warum Assange nicht auf US-Territorium erscheinen will, sondern auf dem US-Außengebiet Nördliche Marianen.

Wohl Ende eines langen Rechtsstreits

2017 wurden die Ermittlungen zu den angeblichen Sexualdelikten in Schweden mangels Beweisen eingestellt. 2019 entzog der neue ecuadorianische Präsident Lenin Moreno Assange die ihm sieben Jahre zuvor verliehene Staatsbürgerschaft.

Daraufhin nahm die britische Polizei Assange in der Botschaft fest. Er kam ins Hochsicherheitsgefängnis in Belmarsh, verbüßte eine Haftstrafe, weil er gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte.

Doch er musste im Gefängnis bleiben - ohne Urteil. Es schloss sich der Rechtsstreit um seine Auslieferung an die USA an. Während der langen Haft baute Assange gesundheitlich massiv ab. Nun scheint der Rechtsstreit beendet zu sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 25. Juni 2024 um 09:00 Uhr.