Tod der österreichischen Ärztin Leiche wird nun doch obduziert
Auf Wunsch der Familie wird die Leiche der österreichischen Ärztin nun doch obduziert. Die deutsche Regierung zeigte sich "tief bestürzt" über den Tod Kellermayrs, die von Corona-Leugnern massiv bedroht worden war. Gegen einen Mann in Bayern wird ermittelt.
Obwohl die Staatsanwaltschaft weiter von einem Suizid ausgeht, wird die Leiche der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr auf Wunsch von Angehörigen nun doch obduziert. Die Behörden hätten zwar keine neuen Hinweise, aber den Bitten der Angehörigen komme man zur Ergänzung der Erkenntnisse gerne nach, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im oberösterreichischen Wels mit.
Ein vorläufiges Ergebnis der Obduktion könnte dem Bericht zufolge noch im Tagesverlauf vorliegen, die toxikologischen Analysen würden aber deutlich länger dauern, hieß es.
Ermittlungen gegen Mann aus Oberbayern
Die 36-jährige Impfärztin war am vergangenen Freitag tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden worden. Sie hatte unter anderem auf ihrer Webseite von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen "aus der Covid-Maßnahmen- und Impfgegnerszene" berichtet - und schließlich deshalb ihre Praxis geschlossen. Arbeitsbedingungen, "wie wir sie die letzten Monate erlebt haben", seien niemandem zuzumuten, hatte die Ärztin Ende Juni zur Begründung bei Twitter geschrieben. Sie stand Berichten zufolge über längere Zeit unter Polizeischutz.
Wegen der Drohungen gingen die Ermittlungen weiter, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch die deutschen Behörden würden Spuren verfolgen. So hat die Staatsanwaltschaft München in dem Fall Ermittlungen aufgenommen. "Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen eine männliche Person aus Oberbayern bei uns", bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II entsprechende Informationen der Mediengruppe Bayern. Demnach soll der Mann der Impfärztin mit Folter und Mord gedroht haben.
"Digitaler Hass bleibt zu häufig straflos"
Der Fall der Ärztin bewegt Politik und Öffentlichkeit über die Grenzen Österreichs hinweg. Die deutsche Bundesregierung zeigte sich "tief bestürzt". Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, es sei Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, sich gemeinsam mit den österreichischen Freunden gegen den Hass zu stellen. Drohungen, Gewalt und Hetze seien auf das Schärfste zu verurteilen, gerade auch, wenn sie sich gegen medizinisches Personal und Ärztinnen und Ärzte richteten.
Die deutschen Sicherheitsbehörden kooperierten mit den österreichischen Behörden bei den Ermittlungen. "Digitaler Hass" im Internet bleibe viel zu häufig straflos, so der Sprecher. "Digitale Gewalt werden wir mit all unseren rechtsstaatlichen Mitteln und der Härte des Gesetzes bekämpfen."
"Polizei muss zügig handeln" - es fehlt aber Personal
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte in der "Welt", der Tod der Ärztin führe "drastisch vor Augen, wohin die Verrohung des gesellschaftlichen Klimas führen kann". Auch in Deutschland sinke die Hemmschwelle. Ärztinnen und Ärzte erhielten Drohbriefe, würden verbal und körperlich angegriffen.
"Die Polizei muss angesichts der besorgniserregenden Zunahme digitaler Straftaten zügig handeln", forderte Jörg Radek, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, in der Zeitung. Es fehle aber an entsprechenden Ressourcen, personell wie bei der Ausstattung.
Auch Lauterbach betroffen
Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz forderte in der "Rheinischen Post" eine bessere Ausstattung der Ermittlungsbehörden in Deutschland. Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz sprach sich in der Zeitung für mehr Befugnisse im digitalen Raum aus.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erläuterte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass jeden Tag in den sozialen Netzwerken zu Gewalt gegen ihn aufgerufen werde: "Leute rufen regelmäßig - teilweise sogar mit Klarnamen - zu meiner Ermordung auf." Er werde deswegen besonders gut geschützt. "Die österreichische Kollegin dagegen musste den Schutz selbst bezahlen und konnte sich das nicht mehr leisten."