Athen im Konflikt zwischen Brüssel und Moskau "Wir sind nicht die bösen Jungs"
Die EU hat Teile ihrer Sanktionen gegen Moskau verlängert - unter Zustimmung der neuen Regierung in Athen. Außenminister Kotzias betonte dennoch, sein Land wolle keine Spaltung zwischen Brüssel und Moskau. Kritik an Griechenlands Russland-Haltung wies er zurück.
Selten zuvor ist der Auftritt eines Außenministers der EU genauer beäugt worden als der des neuen griechischen Vertreters in Brüssel. Nun kennen die Journalisten Nikos Kotzias. Und auch seinen Handyklingelton. Denn sein Mobiltelefon klingelte bei der Pressekonferenz ein ums andere Mal. Auch in Sachen Russland-Sanktionen bekamen die Journalisten neue Töne zu hören: "Auf lange Sicht wollen wir nicht, dass Russland sich nach Osten orientiert und billige Güter in China einkauft. Wir wollen keine Spaltung zwischen der EU und Russland."
Mit diesen Worten erklärte der griechische Außenminister seine grundsätzliche Skepsis gegenüber Strafmaßnahmen für Moskau. "Wir sind nicht die bösen Jungs", sagte Kotzias - und warf damit die Frage auf, warum alle nur auf Griechenland herumhackten, wo doch auch andere Europäer Russland keineswegs hart anpacken wollten.
Aus Diplomaten-Kreisen verlautete, dass erst kurz vor Ende der Außenminister-Sitzung die Griechen ihre starre Haltung aufgegeben und sich auf die Schluss-Erklärung eingelassen hätten. "Ja, das war keine ganz einfache Diskussion, aber es ist gelungen, europäische Geschlossenheit hinzukriegen", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Spalten lassen hat sich die EU also nicht. Aber dass die neue griechische Regierung festigend wirkt, was eine gesamt-europäische Haltung Russland gegenüber angeht, kann man nicht gerade sagen.
Was die Sanktionen betrifft, werden bestehende Einreise-Verbote und Konto-Sperrungen verlängert. An die EU-Kommission ergeht der Auftrag, noch weitere Personen auf diese sogenannte schwarze Liste zu setzen. Neue, schmerzhafte Wirtschafts-Sanktionen hat die EU nicht beschlossen. Dagegen hatte nicht nur Griechenland etwas einzuwenden. Durchaus aber auf griechischen Druck hin wurde eine Passage zu möglichen zukünftigen Sanktionen in der Schlusserklärung entschärft.
Kotzias: In 25 Jahren nur zweimal in Russland
Kotzias versuchte zudem Berichten entgegen zu treten, die Regierung seines Ministerpräsidenten Alexis Tsipras unterhalte verdächtig gute Beziehungen zum Kreml: "In den letzten 25 Jahren - das ist eine lange Zeit - war ich nur zwei Mal in Russland." Sollte sich Griechenland in den kommenden Monaten doch als Keil erweisen, der die EU aufzubrechen droht, dürfte Russlands Präsident Wladimir Putin keine Sekunde zögern, beim Hineintreiben dieses Keils zu helfen.