Coronavirus in Italien Sperrzonen im Norden, Karneval abgesagt
Mehr als 130 Menschen sind in Italien positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Regierung hat Städte in der Lombardei und Venetien abgeriegelt. Zehntausende Menschen sind betroffen. Der Karneval in Venedig wurde abgesagt.
Alles fing an in der Notaufnahme des Krankenhauses von Codogno in der Lombardei. Mit einem 38 Jahre alten Mann, der unter Fieber und Grippesymptomen litt. Wie er sich mit dem Coronavirus angesteckt hat, ist bis heute unklar.
Mittlerweile sind mehr als 130 Menschen in Italien positiv auf das Coronavirus getestet worden, die meisten von ihnen in der Lombardei. Aber auch in Venetien gibt es viele Fälle. Wie sich diese Menschen infiziert haben, ist noch ein Rätsel. Die italienische Regierung will die Unklarheiten so schnell wie möglich beseitigen.
Sperrgebiete, Menschen isoliert
Neben der Ursachenforschung will Ministerpräsident Giuseppe Conte auch konkrete Maßnahmen treffen: "Wir haben beschlossen, dass in den am stärksten betroffenen Orten niemand mehr rein oder raus darf. Mit Ausnahme eventueller spezifischer Sondergenehmigungen, über die von Fall zu Fall entschieden werden soll."
Rund 50.000 Einwohner wurden allein im Städtchen Codogno und neun umliegenden Ortschaften angewiesen, nicht mehr nach draußen zu gehen. Schulen bleiben geschlossen, keiner soll zur Arbeit gehen, öffentliche Veranstaltungen fallen aus. Lebensmittel und Medikamente sollen in die Orte geliefert werden. Wer die Sperrgebiete unerlaubt verlässt, kann bestraft werden. Die Menschen werden also mehr oder weniger isoliert, in Quarantäne sein.
Ausgleich des finanziellen Schadens
Die Maßnahme erinnert an die Vorgehensweise gegen das Virus in China. Man wolle aber die Menschen in den italienischen Sperrgebieten nicht alleine lassen, sagte Conte. In den nächsten Tagen soll beispielsweise eine neue Verordnung erlassen werden - mit einem großen Ziel: "Natürlich den finanziellen Schaden, den wir bei der lokalen Bevölkerung anrichten, zu berücksichtigen, auszugleichen und wiedergutzumachen. Wenn ich sage, dass die Regierung die Einwohner der betroffenen Orte nicht allein lassen wird, dann bedeutet das auch das."
Eine Abriegelung der Ortschaften bedeutet, dass das Betreten oder Verlassen verboten ist, wie Ministerpräsident Giuseppe Conte erklärte. Die Anordnung werde von der Polizei und notfalls auch der Armee durchgesetzt, jedwede Verletzung dieser Sperre werde strafrechtlich verfolgt. Nach Angaben des italienischen Ministerpräsidenten sollten die Maßnahmen für zwei Wochen gelten.
Der Kampf gegen das Virus steht momentan ganz offensichtlich an erster Stelle für die italienische Regierung, schließlich ist Italien das Land in Europa mit den meisten Corona-Fällen. Der Tod von zwei Menschen steht sehr wahrscheinlich in Verbindung mit der Infektion. Und so können die Sperrgebiete in Zukunft auch ausgeweitet werden.
Conte erklärte außerdem: "Die zuständigen Behörden und Minister können auch weitere Maßnahmen ergreifen, die nicht nur die Sperrgebiete betreffen, sondern auch andere Teile des Staatsgebiets." Ein Aussetzen der innereuropäischen Reisefreiheit im Rahmen der Schengen-Zone sei vorerst nicht vorgesehen, sagte Conte.
Conte warnt vor Alarmismus
In Venezien und der Lombardei bleiben beispielsweise die Schulen und Universitäten vorerst geschlossen, Sportveranstaltungen fallen aus. Davon betroffen sind auch drei Serie-A-Spiele zwischen Inter Mailand und Sampdoria Genua sowie zwischen Hellas Verona und Cagliari Calcio. Auch die Partie Atalanta Bergamo gegen Sassuolo wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Schulausflüge und Klassenfahrten sollen in ganz Italien gestrichen werden. Zudem sollen alle Züge, öffentlichen Verkehrsmittel, inklusive der Wasserbusse in Venedig, desinfiziert werden. Alles Vorsichtsmaßnahmen, die die Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Die Lombardei und Venetien zählen zum industriellen Kern Italiens - sie stehen für 30 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Ministerpräsident Giuseppe Conte warnte aber auch vor Alarmismus: Die Italiener sollten sich nicht der Panik hingeben, sagte Conte, sondern lieber den Gesundheitsbehörden vertrauen.