Ausbreitung des Coronavirus Länder sollen Notfallpläne überprüfen
Das Coronavirus rückt näher, immer mehr EU-Länder melden Infizierte. Deshalb sollten alle Mitgliedsstaaten ihre Pandemie-Notfallpläne überprüfen, hieß es. Auch die Bundesregierung bereitet sich auf eine Zunahme der Infektionen vor.
Die EU will gemeinsam gegen die Ausbreitung des Coronavirus vorgehen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief alle Mitgliedsländer auf, ihre Pandemiepläne zu überarbeiten. Außerdem sollen die Länder die Kommission über ihre Vorkehrungen informieren.
"Die Europäischen Union ist noch in der Eindämmungsphase", sagte Kyriakides. Es gehe also weiter um den Schutz vor einer ganz großen Ausweitung. Aber die Lage bei der neuen Lungenkrankheit könne sich schnell ändern. Dies sehe man auch an dem jüngsten Ausbruch in Italien.
Die EU setze alles daran, ihre Bürger vor dem Corona-Virus zu schützen, versicherte Kyriakides. Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza betonte, dass es sich um eine internationale Gesundheitskrise handele, nicht so sehr um eine nationale.
"Herausfordernde Lage für Deutschland"
Auch die Bundesregierung bereitet sich auf eine Zunahme der Infektionsfälle in Deutschland vor. Mit der Ausbreitung des Virus in Italien sei eine "neue herausfordernde Lage für Deutschland" entstanden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Das Virus sei "nähergerückt".
Bisher habe Deutschland es geschafft, einzelne Infizierte zu isolieren und zu behandeln, sagte Seibert. Dies sei auch bei den neu aufgetretenen Fällen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg geglückt.
Wichtig sei der Bundesregierung, sich bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie "mit den europäischen Partnern" abzustimmen.
"Wir nehmen die Lage sehr ernst", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. In den betroffenen Bundesländern seien Krisenstäbe eingerichtet worden, die vom Ministerium und dem Robert-Koch-Institut unterstützt würden.
Welche Maßnahmen sind nötig?
Eine Expertengruppe mehrerer Bundesministerien will sich erneut im Kanzleramt treffen. Mit den Gesundheitsbehörden vor Ort werde geprüft, welche Maßnahmen nötig seien, um das Virus einzudämmen. So würden etwa Risikogruppen identifiziert, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums. Das Robert Koch-Institut (RKI) werde alle zwei Tage die Öffentlichkeit per Pressebriefing unterrichten.
Auf die Frage, ob die Gesundheitsämter personell besser ausgestattet werden sollten, sagte die Sprecherin, deren Ausstattung sei Sache der Länder und Kommunen.
Keine Reisewarnung für Italien
Zur Frage nach möglichen Grenzschließungen hieß es, dass die Bundesregierung ihre Reaktion "dem dynamischen Geschehen" anpasse. Reaktionen auf das Infektionsgeschehen müssten "angemessen und verhältnismäßig" sein. Nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amtes ist derzeit aber keine Reisewarnung für Italien geplant.
Italien ist mit zwölf Todes- und mehr als 300 Ansteckungsfällen derzeit der größte Infektionsherd mit dem Coronavirus in Europa.
WHO: "Zunahme besorgniserregend"
Aber auch weltweit breitet sich das Virus aus. Erstmals seit dem Ausbruch in China wurden mehr neu gemeldete Fälle außerhalb Chinas als in der Volksrepublik selbst registriert, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit.
Die größten Infektionsherde außerhalb der Volksrepublik sind Südkorea, der Iran und Italien. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bezeichnete die "plötzliche Zunahme der Fälle" in diesen Ländern als "zutiefst besorgniserregend". Eine Pandemie will die WHO aber noch nicht ausrufen.
Weiter warnt die Organisation: Das Fenster, das Afrika zur Vorbereitung auf Erkrankungen habe, schließe sich. Alle Länder müssten ihre Vorbereitungsmaßnahmen beschleunigen.
Die WHO verzeichnet inzwischen 80.988 Infektionen mit dem Coronavirus weltweit. 96,5 Prozent der Fälle würden aus China gemeldet.