Coronavirus Weitere Millionenstadt in China abgeriegelt
Mehr als 14.000 Infizierte und 304 Tote in China: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, wurden in der Stadt Wenzhou drastische Einschränkungen verhängt. Neue Erkenntnisse gibt es zur Übertragung der Krankheit.
Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in China steigt immer schneller, was die Behörden zu weiteren drastischen Entscheidungen veranlasst. Erstmals ist in einer Stadt außerhalb der Provinz Hubei die Bewegungsfreiheit der Bewohner massiv eingeschränkt worden.
In Wenzhou an der Ostküste Chinas dürfe nur noch ein Mensch pro Haushalt alle zwei Tage auf die Straße, um das zum Leben Notwendige einzukaufen, teilten die örtlichen Behörden mit. Mehr als 40 Autobahn-Mautstellen der Stadt wurden geschlossen. Nach offiziellen Angaben wurde das Virus bisher bei 256 Menschen in der Neun-Millionen-Einwohner-Stadt nachgewiesen. Wenzhou liegt in der Provinz Zhejiang, die nach Hubei die mit der höchsten Zahl an bestätigten Infektionen ist.
Mehr als 14.000 infizierte Menschen
In Hubei waren bereits einige Städte der Provinz mit insgesamt mehr als 40 Millionen Einwohnern de facto unter Quarantäne gestellt worden. Die Menschen dürfen die Städte nicht verlassen, der öffentliche Verkehr ruht, Veranstaltungen wurden abgesagt und es gelten weitere Gesundheitsschutzmaßnahmen. Viele Staaten haben ihre Bürger inzwischen aus Wuhan und Umgebung ausgeflogen.
Innerhalb eines Tages wurden aus der chinesischen Provinz Hubei 45 neue Todesfälle und 1921 neue Erkrankungen mit dem Coronavirus gemeldet. Dem staatlichen Fernsehen zufolge gibt es damit 294 bekannte Todesfälle in Hubei. Insgesamt starben 304 Menschen in der Volksrepublik. Die Zahl der in China bestätigten Krankheitsfälle stieg nach offiziellen Angaben auf 14.380.
Zusätzlich meldeten die Philippinen den ersten Todesfall außerhalb Chinas. Wie das Gesundheitsministerium des Landes mitteilte, handelt es sich bei dem Verstorbenen um einen 44-jährigen Mann aus Wuhan. Er und seine ebenfalls erkrankte Partnerin waren am 21. Januar auf die Philippinen gereist.
Dieses Krankenhaus in Wuhan wurde innerhalb von acht Tagen gebaut. Es soll Coronavirus-Patienten behandeln.
Verbreitung über Kot?
Eine Impfung gegen die neue Krankheit gibt es nicht. Die Lungenkrankheit könnte nach Erkenntnis des Renmin Hospitals der Universität Wuhan und des Virus-Instituts der chinesischen Akademie der Wissenschaften neben Tröpfeninfektion auch über das Verdauungssystem verbreitet werden. Das Virus wurde auch in Stuhlproben und Rektalabstrichen gefunden, nachdem die Mediziner festgestellt hatten, dass einige Patienten allein Durchfall statt üblicherweise Fieber bekommen haben, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.
Das Coronavirus kann erkältungs- oder grippeartige Symptome auslösen, aber auch Kurzatmigkeit und Lungenentzündungen. Es wird davon ausgegangen, dass das Virus von Wildtieren auf einem Markt in Wuhan auf Menschen übertragen wurde. Über die ersten Fälle hatte China die WHO Ende Dezember informiert.
Staaten schließen Grenzen
Angesichts der Ausbreitung des Virus verschärften mehrere Länder ihre Einreisebestimmungen. Zuletzt kündigte Südkorea an, Ausländern die Einreise zu verweigern, die zuvor in Hubei gewesen waren. Das Einreiseverbot werde am Dienstag in Kraft treten, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Am Sonntag meldete Südkorea drei neue Fälle der Infektion, womit sich die Gesamtzahl der Fälle im Land auf 15 erhöht.
Indonesien will ab Mittwoch Flüge vom und zum chinesischen Festland vorübergehend einstellen. Besucher, die in den vergangenen zwei Wochen in China waren, werde die Einreise untersagt, kündigte Indonesiens Außenminister Retno Marsudi an.
Russland schaffte am Samstag die seit 2000 geltende Befreiung von der Visumspflicht für Reisegruppen aus der Volksrepublik ab. Zudem würden keine Arbeitsvisa mehr für Chinesen ausgestellt, teilte die Regierung in Moskau mit. Es handele sich um "vorübergehende" Einschränkungen.
Australien hatte ebenfalls am Samstag ein Einreiseverbot für Reisende aus China ausgesprochen. Von dem Verbot sind australische Staatsbürger und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige ausgenommen. Kurz zuvor hatte die US-Regierung ein gleichlautendes Verbot verhängt.
Frust in Taiwan
Inzwischen wehrt sich Taiwan gegen die Einstufung als Hochrisiko-Land durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da die demokratische Inselrepublik wegen des Drucks aus Peking nicht Mitglied der WHO ist und dort sogar als Teil Chinas geführt wird, ist Taiwan wie die Volksrepublik als sehr riskante Virusregion aufgeführt.
Italien und Vietnam haben deswegen Flüge aus Taiwan ebenfalls gesperrt, obwohl es auf der Insel nur zehn bestätigte Fälle gibt. Vietnam hob das Flugverbot nach diplomatischen Verhandlungen wieder auf. Italien konnte noch nicht überzeugt werden.