Coronavirus WHO erklärt internationale Notlage
Die Weltgesundheitsorganisation hat eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Man wisse nicht, welchen Schaden das Virus anrichten werde, hieß es.
Nach der steigenden Zahl von Erkrankungen durch den Coronavirus-Ausbruch hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit sind schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden.
Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die "größte Sorge" sei, dass sich das Virus auf Länder mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen ausbreite, warnte er.
Die Entscheidung sei kein "Misstrauensvotum" gegen China. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte er. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. "Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst."
Die WHO kann eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausrufen, wenn eine Seuche mehrere Länder bedroht und eine koordinierte internationale Antwort erforderlich ist. Darauf einigten sich die WHO-Mitgliedsländer 2005. Seitdem gab es fünf Fälle.
Christian Lindmeier, Sprecher der WHO, betonte in den tagesthemen, dass es bei dem Virus noch viele Unklarheiten gebe. "Wir wissen nicht all zuviel über das Virus", sagte er. "Wenn wir den Virus nicht kennen, können wir auch keine Gegenmaßnahmen im großen Stil treffen." Deshalb sei die globale Zusammenarbeit so wichtig, die durch die WHO-Erklärung gefordert werde.
SARS-Pandemie übertroffen
Die Infektionen und Todesfälle durch das neuartige Coronavirus in China haben derweil den bisher größten Anstieg innerhalb eines Tages verzeichnet. Die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen kletterte um 1981 auf 9692, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Die Zahl der Toten stieg um 42 auf 213.
Der Ausbruch der "akuten Atemwegserkrankung", wie sie jetzt offiziell genannt wird, zählt damit schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die Sars-Pandemie mit 8096 Fällen. Damals starben 774 Menschen durch das "Schwere Akute Atemwegssyndrom" (Sars). Der neue 2019-nCoV-Erreger ist eine Variante des Sars-Virus.
Rasanter Anstieg
Mit der ersten Erkrankung in Tibet sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen. Der Anstieg ist rasant. Vor zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet. Außerhalb der Volksrepublik sind in rund 20 Ländern mehr als 100 Infektionen gezählt worden. In Deutschland gibt es bislang fünf bestätigte Fälle.
Zuletzt bestätigte auch Italiens Regierungschef Giuseppe Conte die ersten zwei Coronavirus-Fälle. Man werde den Luftverkehr zwischen China und Italien abriegeln, kündigte Conte an.