WHO-Konferenz in Genf "Ausbruch stoppen, Leben retten"
Die Weltgesundheitsorganisation hat in Genf Experten für ein Treffen zum Kampf gegen das neue Coronavirus versammelt. Was von dem Treffen erwartet werden kann, erklärte der WHO-Generaldirektor.
Noch bevor der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf den Auftakt des Expertentreffens zu sprechen kam, verkündete er eine Entscheidung. Die Erkrankung, die bislang stets als neuartige Lungenkrankheit bezeichnet worden war, hat ab sofort einen Namen: Covid-19 - abgeleitet von Corona, Virus und Disease, dem englischen Wort für Krankheit - ergänzt um das Jahr seiner Entdeckung 2019.
Bei der Namenswahl nahm man darauf Rücksicht, niemanden zu stigmatisieren, erläuterte der WHO-Chef: "Wir mussten einen Namen finden, der sich nicht auf einen geografischen Ort, ein Tier, eine Person oder eine Gruppe von Menschen bezieht und der auch aussprechbar ist und mit der Krankheit zusammenhängt. Es ist wichtig, einen Namen zu haben, um die Verwendung anderer Namen zu verhindern, die ungenau oder stigmatisierend sein können."
400 Experten suchen nach Lösungen
Auch der Auslöser der Krankheit, das Virus, erhielt einen eigenen Namen: Sars-CoV-2. Zwar hat man nun offizielle Bezeichnungen, doch noch sind viele Fragen rund um die Krankheit und das Virus unbeantwortet: Woher stammt es? Wie genau wird es übertragen? Wie lassen sich Infizierte am besten behandeln? Um die Forschung rund um das Virus voranzubringen und möglichst die Grundlage zur Entwicklung eines Impfstoffes zu legen, hat die WHO mehr als 400 Fachleute aus aller Welt nach Genf geladen.
Doch schnelle Antworten auf alle Fragen, die bestehen, seien nicht zu erwarten, sagte Tedros: "Das Hauptergebnis wird ein vereinbarter Fahrplan sein darüber, welche Fragen wir stellen müssen und wie wir diese Fragen beantworten werden. Das ist genau das, wofür die WHO geschaffen wurde. Die Welt zusammenbringen, um die Reaktion auf einen Krankheitsausbruch zu koordinieren."
WHO-Chef mahnt Prioritäten an
Dieser Forschungsrahmenplan soll helfen, doppelte Studien und Wissenslücken zu vermeiden. Zu wissen, wo die Forschungsschwerpunkte von öffentlichem Interesse liegen, sei wichtig auch für Organisationen, die Forschungen finanzieren. Schon zu vor mahnte der WHO-Generaldirektor Solidarität an. Zu den Teilnehmenden der Konferenz sagte er: "Veröffentlichungen, Patente und Gewinne sind nicht das, was jetzt zählt. Das Wichtigste ist, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten."
WHO-Chef Tedros appelliert an die Forscher, Solidarität zu üben.
Noch viel Forschung notwendig
Doch für einen wirklich wirksamen Kampf gegen eine weitere Ausbreitung von Covid-19 und die Behandlung von Infizierten weiß man bislang zu wenig. Wie wenig, das machte Isabella Eckerle deutlich. Die Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf nimmt an dem Expertengipfel teil. Sie sagt: Ein Problem, sei, dass man trotz vieler Tests längst noch nicht weiß, wer alles sich mit dem Virus angesteckt hat.
"Im Bereich der Epidemiologie ist es beispielsweise so, dass man jetzt zunehmend sieht, dass das Virus auch sehr viele milde Fälle hervorrufen kann, erklärt Eckerle. Die Betroffenen würden dann nicht das Gesundheitssystem aufsuchen und so auch nicht unbedingt auf diesen Erreger getestet werden. "Wir wissen eigentlich gar nicht das Ausmaß der Infizierten und können deswegen auch ganz schlecht sagen, welcher Teil von diesen Infizierten tatsächlich krank wird, schwer krank wird oder auch stirbt."
An dem Virus sind inzwischen allein in China mehr als 1000 Menschen gestorben. Mehr als 42.000 haben sich damit infiziert. Bislang gibt es weder zugelassenen Medikamente noch Impfstoffe gegen den Erreger. Und dennoch, so sagte der WHO Generaldirektor am ersten Tag des Expertengipfels in Genf, sehe er eine "realistische Chance", die weitere Ausbreitung zu bremsen.
Anmerkung der Redaktion: Zunächst hatten wir irrtümlich berichtet, dass das Virus den Namen Covid-19 erhalten hatte, nicht die Krankheit. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.