Schottland nach dem Brexit Unsicherer Blick in die Zukunft
Mit dem Brexit musste auch Schottland Abschied von der EU nehmen. Nun stellt sich für das Land die Frage: Was nun? Viele befürchten, dass der Austritt negative Konsequenzen nach sich zieht.
Es ist kaum Zeit vergangen seit dem Brexit. Ob den Schotten inzwischen schon richtig bewusst geworden ist, dass sie keine EU-Bürger mehr sind? Die Antwort ist fast immer die gleiche: Wirklich realisiert haben sie ihren neuen Status noch nicht, aber mit der Entwicklung sind sie nicht glücklich.
Der Brexit war auch Thema in vielen Gottesdiensten in Schottland, da ist sich Colin Sinclair sicher. Er ist Moderator der Church of Scotland und damit eine Art Ratspräsident der presbyterianischen Kirche. Er glaubt, dass der Blick nach vorn gerichtet wird - auf die Zeit, wenn der Brexit spürbar werden wird:
Sie werden für die Schwachen beten - für die, die sich kein Gehör verschaffen können. Und für Ausländer, die im Königreich leben und jetzt verunsichert sind. Sie werden dafür beten, dass wir keine Inselmentalität entwickeln und dass wir uns globalen Themen wie den Flüchtlingskrisen und dem Klimawandel nicht verschließen - oder der Tatsache, dass wir immer noch ein Teil Europas sind, auch wenn wir nicht mehr zur EU gehören.
Schottland fürchtet strengere Kriterien für Einwanderung
Die Verunsicherung der Ausländer, die Sinclair anspricht, kann auch Max Scharbert bestätigen. Er blickt als Vorsitzender der deutsch-britischen Handelskammer in Schottland von einer etwas anderen Warte auf die Dinge, aber die Verunsicherung der Menschen sei natürlich auch ein wirtschaftliches Problem.
Schottland brauche Zuwanderung und ausländische Arbeitskräfte, das sagt auch Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon sehr klar. Die Befürchtung, dass die britische Regierung ein rigides Einwanderungssystem etablieren könnte, ist groß.
Ist die Wirtschaft stark genug für die Unabhängigkeit?
Aber selbst wenn das nicht passieren sollte: Wäre die schottische Wirtschaft stark genug, um Schottland eine Unabhängigkeit zu erlauben? Das bezweifeln viele, nicht aber Michael Russell. Der schottische Minister für Verfassungsfragen tritt vehement für Schottlands Unabhängigkeit ein und zeigt sich überzeugt davon, dass es einem eigenständigen Schottland besser ginge:
Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. So wie die Wirtschaft im Augenblick läuft - unter dem Einfluss des Vereinigten Königreichs - ist es schädlich für unseren Wohlstand. Wir müssen unabhängig sein, um zu prosperieren.
Das Unabhängigkeitsthema dürfte sich durch das gesamte Jahr ziehen. Aber in den Gottesdiensten in Schottland ging es heute erst noch einmal um den Brexit.