Großbritannien "Johnson, gib den Deal auf!"
Der Brexit ist weiterhin Streitpunkt in London - nun im Wahlkampf. Brexit-Parteichef Farage fordert Premierminister Johnson zu einer Allianz auf. Johnsons Torys lehnen das mit deutlichen Worten ab.
Knapp sechs Wochen vor der Neuwahl in Großbritannien hat der Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, den Druck auf Premierminister Boris Johnson deutlich erhöht. Das zwischen Johnson und der Europäischen Union vereinbarte Abkommen habe nichts mehr mit dem Brexit zu tun, sagte Farage zum Auftakt seiner Wahlkampagne in London. "Ich sage Boris Johnson, gib den Deal auf!"
Falls Johnson den Vertrag über Bord werfe, biete ihm die Brexit-Partei einen "Nichtangriffspakt" an. Sie werde dann in vielen Wahlkreisen nicht antreten, in denen sie mit den Konservativen um die Stimmen von Brexit-Befürwortern konkurriert. Andernfalls werde die Brexit-Partei um jeden Sitz bei der Neuwahl am 12. Dezember kämpfen.
Der Regierungschef hat derzeit keine Mehrheit im Unterhaus und muss um jede Stimme ringen. Mit der Neuwahl will er den festgefahrenen Brexit-Streit lösen. Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wurde auf spätestens Ende Januar verschoben.
Johnsons Torys warnen vor einer Stimmabgabe an die Brexit-Partei.
Torys warnen vor Brexit-Partei
Die Brexit-Partei ist derzeit nicht im Parlament vertreten. Britische Medien hatten berichtet, dass es in der Partei Streit über die richtige Strategie bei der Neuwahl gegeben habe. Farage wies das umgehend als "unnütze Spekulation" zurück.
Nach einer neuen Umfrage würden die Konservativen auf 41 Prozent bei der Wahl kommen, Labour auf 24, die EU-freundlichen Liberaldemokraten auf 20 und die Brexit-Partei auf sieben Prozent.
Johnson schloss ein Wahlbündnis bereits aus. Die Regierung setze auf Sieg, sagte sein Minister für Kommunalverwaltung, Robert Jenrick. "Wir haben kein Interesse, irgendeinen Pakt mit der Brexit-Partei oder irgendjemand anderem zu schließen." Die Konservativen warnten, dass die Stimmabgabe für die Brexit-Partei den EU-Austritt sogar verhindern könnte, wenn dadurch Labour-Chef Jeremy Corbyn an die Macht käme.
Für den 19. November kündigte der Sender ITV ein TV-Duell zwischen Johnson und Corbyn an.
Trump rät zu Allianz
US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag Farage in einem Interview empfohlen, sich mit Johnson für die Neuwahl zusammenzutun. Gemeinsam seien sie eine "unaufhaltbare Kraft". Ein Wahlsieg von Corbyn wäre "sehr schlecht" für Großbritannien. Corbyn warf Trump sofort Einmischung in den Wahlkampf vor.
Farage war bei der Europawahl Ende Mai mit seiner Brexit-Partei mit rund 32 Prozent der Stimmen aus dem Stand zur stärksten Kraft geworden. Die Konservativen der damaligen Premierministerin Theresa May wurden dagegen mit rund neun Prozent abgestraft.