Anschläge in Brüssel Behörden müssen Todeszahlen erneut korrigieren
Die belgischen Behörden haben die Zahl der Todesopfer bei den Anschlägen am Dienstag vor einer Woche ein weiteres Mal korrigiert. Grund sind offenbar Kommunikationspannen - ein Problem, das den Behörden häufig vorgeworfen wird. Ein Parlamentsausschuss soll den Problemen nachgehen.
Eine Woche nach den Anschlägen von Brüssel haben die belgischen Behörden die Zahl der Todesopfer ein weiteres Mal korrigiert. 32 Menschen seien durch die Anschläge getötet worden, teilte die belgische Gesundheitsministerin Maggie De Block über Twitter mit. 17 sind Belgier und 15 Ausländer. Dazu kommen die drei Selbstmordattentäter.
Seit Samstag waren mehrfach verschiedene Zahlen genannt worden, zuletzt sprachen die Behörden von 35 Todesopfern. Die erneute Korrektur wurde damit erklärt, dass drei Opfer zunächst sowohl auf der Liste der im Krankenhaus gestorbenen Menschen als auch auf der an den Anschlagsorten erstellten Liste geführt wurden.
Es ist ein weiteres Beispiel für Kommunikationspannen, Kompetenzstreitigkeiten und Mängeln beim Krisenmanagement, die den belgischen Behörden im Zusammenhang mit der Terrorbekämpfung vorgeworfen werden.
Empörung über Ermittlungspannen
Die französische Tageszeitung "Le Monde" warnte, Belgien könne zu einer "Nation ohne Staat" werden. Auch im Land selbst ist die Empörung groß: Die Zeitung "Le soir" spricht von einem "Scheitern bei der Staatsorganisation". Die Funktionsstörung im Behördenapparat müsse ein Ende haben.
Diese Vorwürfe richten sich darauf, dass trotz zahlreicher Razzien und Ermittlungen nach den Anschlägen am 13. November in Paris offenbar Mitglieder der gleichen Terrorzelle die Anschläge in Brüssel verüben konnten.
Auch die Brüsseler Staatsanwaltschaft kommt mit den Ermittlungen kaum voran. Zwar gab es zahlreiche Festnahmen. Doch ist der dritte Flughafen-Attentäter weiter auf der Flucht. Ein am Donnertag festgenommener Mann musste wieder freigelassen werden, als sich herausstellte, dass es sich nicht um den Mann mit Hut und heller Jacke handelte, der an der Seite der Attentäter Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui auf dem Bild einer Überwachungskamera zu sehen ist.
Parlamentsausschuss soll Fragen klären
Fragen richten sich auch an Sicherheitseinrichtungen wie das "Koordinationsorgan zur Bedrohungsanalyse". Das Gremium untersteht dem Innen- und Justizministerien. Es erhöhte die Terrorwarnstufe erst nach den Anschlägen vom Flughafen auf den höchsten Wert Vier und nicht schon nach der spektakulären Festnahme des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam am 18. März in Brüssel.
Ein Untersuchungsausschuss des belgischen Parlaments soll von Mitte April an Klarheit zu diesen Fragen bringen. Zunächst soll es um den Flughafen-Attentäter Ibrahim El Bakroui gehen. Er wurde im vergangenen Jahr aus der Türkei ausgewiesen, blieb aber in Belgien auf freiem Fuß.
Der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur räumte bereits Fehler ein: "Es müssen sicherlich einige Analysen zu dieser Ermittlung gemacht werden." Weiter sagte er: "Gab es Fehler? Haben wir etwas übersehen? Sicherlich. Ansonsten wären diese Anschläge nicht passiert."
Justizminister Koen Geens versuchte, gegenseitige Schuldzuweisungen zu beenden. "Das ist nicht der Augenblick, um unter uns zu kämpfen. Der Feind ist in Syrien", sagte er mit Blick auf die Terrormiliz "Islamischer Staat", die sich zu den Anschlägen am Dienstag vor einer Woche bekannt hatte.