IS-Anschläge in Brüssel Wer ist gefasst, gegen wen wird ermittelt?
Drei Attentäter sprengten sich in Brüssel in die Luft und rissen 32 Menschen mit in den Tod. Doch an den Anschlägen waren weitere Männer beteiligt. Was ist über sie bekannt? tagesschau.de gibt einen Überblick über den Stand der Ermittlungen.
Die Selbstmordattentäter:
Ibrahim El Bakraoui: Der 29-jährige Belgier sprengte sich am Brüsseler Flughafen Zaventem in die Luft. Der Polizei war er wegen nicht terroristischer Delikte bekannt, saß von 2010 bis 2015 in Haft. Der Grund: Bei einem versuchten Raub schoss er mit einer Kalaschnikow auf Polizisten. Ursprünglich war er zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden.
El Bakraoui kam aber vorzeitig frei, verstieß gegen Bewährungsauflagen und wurde im Juni 2015 an der türkisch-syrischen Grenze festgenommen. Die Türkei informierte die belgischen Behörden, die El Bakraoui jedoch auf freiem Fuß ließen.
Ibrahim El Bakraoui
Von ihm existiert eine Art "Testament". Das Dokument fanden die Ermittler auf einem Computer in einem Mülleimer im Brüsseler Viertel Schaerbeek. Darin soll El Bakraoui schreiben: "Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, überall gejagt, nicht mehr sicher."
Khalid El Bakraoui: Der 27-jährige jüngere Bruder von Ibrahim El Bakraoui zündete in einem Zug nahe der Brüsseler Metrostation Maelbeek eine Bombe.
Auch er war polizeibekannt: 2011 war er wegen gewaltsamer Überfälle auf Autobesitzer zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, hatte sich der Strafe aber entzogen. Er wurde laut belgischer Staatsanwaltschaft seit dem 11. Dezember 2015 mit internationalem und europäischem Haftbefehl wegen der Anschläge in Paris vom 13. November 2015 gesucht. Unter falscher Identität soll er für die Terrorgruppe ein Haus in Charleroi gemietet haben. Auch im Brüsseler Stadtteil Forest war eine Wohnung auf seinen Decknamen angemietet - dort soll sich auch der inzwischen festgenommene Terrorverdächtige Salah Abdeslam aufgehalten haben.
Khalid El Bakraoui
Najim Laachraoui: Der 24-jährige Elektromechaniker war der zweite Selbstmordattentäter am Flughafen von Brüssel. Hinweise auf den Belgier wurden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft auch in Wohnungen der Attentäter von Paris gefunden.
Laachraoui war im Februar 2013 nach Syrien gereist, wo er wahrscheinlich von IS-Kämpfern ausgebildet wurde. Zusammen mit Salah Abdeslam wurde er im September 2015 auf dem Weg von Ungarn nach Österreich von der Polizei kontrolliert. Dabei reiste er laut Staatsanwaltschaft unter dem falschen Namen Soufiane Kayal. Mit Hilfe dieser Identität soll er ein Haus bei Namur im Süden Belgiens angemietet haben, das zur Vorbereitung der Paris-Anschläge diente.
Najim Laachraoui
Für die Paris-Attentäter soll er die Sprengstoffgürtel präpariert haben. Polizeiexperten hatten seine Fingerabdrücke auf Resten der Sprengstoffgürtel gefunden, die im Pariser Musiktheater Bataclan und vor dem Stade de France gezündet worden waren. Auch zum mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge in der französischen Hauptstadt, Abdelhamid Abaaoud, soll Laachraoui Kontakt gehabt haben.
Die Festgenommenen:
Mohammed Abrini: Der 31-jährige Belgier wurde am 8. April in Brüssel festgenommen. Der Freund der Abdeslam-Brüder gestand kurz darauf, der "Mann mit Hut" zu sein, der zusammen mit den beiden Selbstmordattentätern von einer Überwachungskamera am Brüsseler Flughafen aufgenommen worden war. Er soll auch an den Vorbereitungen der Pariser Anschläge beteiligt gewesen sein. Aufmerksam wurden die Ermittler auf ihn, weil er auf dem Bild einer Überwachungskamera zusammen mit Salah Abdeslam kurz vor den Pariser Anschlägen aufgetaucht war. Abrini wird verdächtigt, auch in Syrien gekämpft zu haben.
Salah Abdeslam: Der 26-jährige Franzose ist als mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge von Paris am 18. März in Brüssel festgenommen worden. Nach eigenen Worten wollte er sich vor dem Fußballstadion in die Luft sprengen, in dem zu diesem Zeitpunkt ein Spiel zwischen Frankreich und Deutschland stattfand, machte aber im letzten Moment einen Rückzieher. Ob er auch in die Planungen der Brüssel-Anschläge involviert war, ist noch unklar. Zunächst saß er in Brügge in Untersuchungshaft. Nun wurder er nach Frankreich ausgeliefert. Sein älterer Bruder Brahim sprengte sich in einem Pariser Café in die Luft.
Osama K.: Der 23-jährige Schwede wurde in Belgien festgenommen. Er wird verdächtigt, dem Selbstmordattentäter Khalid El Bakraoui an der Metrostation Maelbeek geholfen zu haben. Außerdem soll er der Mann sein, der in einem Einkaufszentrum die Reisetaschen besorgte, in denen die Angreifer später ihre Sprengsätze versteckten. K. kommt aus dem Malmöer Problemviertel Rosengard. Verwandte berichteten einem Fernsehsender, dass er plötzlich verschwunden sei und sich dann aus dem Ausland per Telefon gemeldet habe um mitzuteilen, dass er nicht mehr wiederkommen werde. Französische Ermittler bringen K. zudem mit den Pariser Anschlägen in Verbindung. K. soll in Syrien für den IS gekämpft haben.
Smail F. und Ibrahim F.: Gegen beide Männer hat die belgische Justiz einen Haftbefehl wegen Terrorverdachts im Zusammenhang mit den Brüsseler Anschlägen erlassen. Der Staatsanwaltschaft zufolge könnte es eine Verbindung zur der Anmietung eines mutmaßlichen Verstecks der Terroristen geben.
Aboubakar A. und Rabah N.: Gegen beide Männer erließ die belgische Staatsanwaltschaft Haftbefehle wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe. Mehr ist über sie nicht bekannt.
Mehdi Nemmouche: Der 29-jährige Franzose soll 2013 in Syrien gekämpft haben, bevor er bei dem Angriff auf das Jüdische Museum in Brüssel im Jahr 2014 vier Menschen getötet hat. Er wurde wenig später festgenommen und sitzt derzeit im Gefängnis in Brüssel. Ob er Kontakt zu den Attentätern von Brüssel hatte, ist bislang unklar.