Nach russischem Angriff auf Dnipro Noch viele Menschen unter Trümmern vermutet
Im ukrainischen Dnipro schwindet die Hoffnung, noch Überlebende aus dem zerstörten Wohnhaus retten zu können. Die Suche nach mehr als 30 Vermissten läuft. Beim Einschlag einer russischen Rakete wurden mehr als 30 Menschen getötet und Dutzende verletzt.
Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in einem Hochhaus in der zentralukrainischen Stadt Dnipro werden laut Präsident Wolodymyr Selenskyj noch immer zahlreiche Bewohner vermisst. Rettungskräfte suchten in den Trümmern des Wohnhauses weiter nach mehr als 30 Menschen, sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache:
Wir kämpfen um jeden Menschen. Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten.
Bisher wurden 30 Tote aus den Trümmern geborgen. Die Hoffnungen, dass bei winterlichem Frost noch Verschüttete lebend gefunden werden, sinken stündlich. Laut Bürgermeister Boris Filatow ist die Chance minimal. Von bisher 35 Toten sprach der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko.
Teil des Gebäudes von Rakete zerstört
Einer Sprecherin des Regionalgouverneurs zufolge liegen 30 Verletzte im Krankenhaus. Der Vorsitzende des Regionalparlaments, Mykola Lukaschuk, sprach von insgesamt 73 Verletzten. Ein Teil des Gebäudes war vollständig zerstört worden. Nach offiziellen Angaben wurden bis zum Sonntagmorgen 38 Menschen, unter ihnen sechs Kinder, gerettet.
Der Angriff auf das im Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Die heftigste russische Angriffswelle seit dem Jahreswechsel richtete sich erneut auch gegen die ukrainische Energieinfrastruktur. Neben Dnipropetrowsk waren etwa auch die Region um die Hauptstadt Kiew und Charkiw im Osten betroffen.
Selenskyj wendet sich an Bürger Russlands
Selenskyj dankte in seiner Videoansprache für die internationale Anteilnahme. Er sprach zudem die Menschen in Russland auf Russisch an. "Ich möchte mich an alle in Russland wenden, die nicht einmal jetzt ein paar Worte der Verurteilung für diesen Terror haben, obwohl sie alles klar sehen und verstehen", sagte er. "Euer feiges Schweigen wird nur damit enden, dass diese Terroristen eines Tages auch hinter euch her sein werden."
Russland bestätigt Angriffe
Der ukrainische Generalstab erklärte, Russland habe am Samstag drei Angriffswellen gestartet und dabei unter anderem 57 Raketen eingesetzt. 26 seien abgefangen worden. Die ukrainische Armee-Abteilung im Süden erklärte, Russland habe nur die Hälfte der Marschflugkörper abgefeuert, die es im Schwarzen Meer in Bereitschaft gebracht habe. "Das zeigt, dass sie noch Pläne haben", sagte Sprecherin Natalia Humeniuk.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Die Ukraine stellte ihre Bürger vor diesem Hintergrund auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung ein. Landesweit müsse die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um größere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatliche Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Raketen-Angriffe und erklärte, alle Ziele seien getroffen worden.
Lage in Soledar und Bachmut unklar
Unklar blieb die Lage im besonders umkämpften Soledar und Bachmut im Osten der Ukraine. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, es seien Geländegewinne im Raum Bachmut gelungen, russische Soldaten näherten sich den nördlichen Vororten der Stadt.
Der russische Präsident Wladimir Putin zeigte sich zufrieden und sprach von einem positiven Trend. "Ich hoffe, unsere Kämpfer werden uns mit mehr Ergebnissen ihrer Gefechte erfreuen", sagte er im Sender Rossija 1. Alles laufe nach Plan.