Taiwan und China "Ungewöhnliche militärische Aktivitäten"
Kampfjets, Drohnen, Kriegsschiffe, Amphibienfahrzeuge - China übt erneut die Invasion Taiwans. Doch dieses Jahr sind die Provokationen und Drohgebärden besonders stark.
Mit einer umfassenden Übung zur Stärkung der Verteidigungsbereitschaft hat Taiwan auf zunehmende militärische Aktivitäten der chinesischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen reagiert. Innerhalb von 24 Stunden seien 24 chinesische Kampfflugzeuge in den taiwanischen Luftraum eingedrungen, sagte Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng am Freitag vor Journalisten in Taipeh.
Er sprach von "ungewöhnlichen militärischen Aktivitäten" der chinesischen Volksbefreiungsarmee mit Kampfjets, Drohnen, Kriegsschiffen und Amphibienfahrzeugen. China probe in der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian Landemanöver seiner Streitkräfte.
Verstärkte Spannungen
Die Aktivitäten der Volksrepublik China verstärkten die Spannungen in der Region und gefährdeten die regionale Stabilität, sagte der Sprecher von Taiwans Verteidigungsministeriums, Sun Li-fang, der Nachrichtenagentur Reuters. Bei der gemeinsamen Übung der Luft- und Landstreitkräfte Taiwans würde die Verteidigung gegen eine mögliche Invasion simuliert. Taiwan werde alles tun, um seine Bevölkerung und seine Souveränität zu verteidigen.
Erst vor einer Woche hatte China seine militärische Macht demonstriert und innerhalb von 24 Stunden mehr als 100 Kampfflugzeuge Richtung Taiwan fliegen lassen, mehr als 40 drangen in die Luftverteidigungszone Taiwans ein.
"Eine Menge Kriegsschiffe unterwegs"
Die Volksrepublik China führe jedes Jahr von Juli bis September umfangreiche Militärmanöver rund um Taiwan durch, so Huang Wen-chi vom taiwanischen Verteidigungsministerium auf einer Pressekonferenz in Taipeh. Doch in diesem Jahr seien die Drohgebärden besonders stark. "Da sind eine Menge Kriegsschiffe in den Gewässern rund um Taiwan unterwegs. Nicht nur der chinesische Flugzeugträger Shandong. Wir beobachten das genau und werden, wenn notwendig, darauf reagieren", sagte Huang.
Erst vor wenigen Tagen hatte Chinas Vizepräsident Han Zheng vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen erneut den Anspruch Chinas auf Taiwan bekräftigt. Er warnte davor, "die Entschlossenheit, den starken Willen und die Kraft des chinesischen Volkes" zu unterschätzen, "seine Souveränität und territoriale Einheit" zu schützen. Die Regierung in Peking betrachtet Taiwan als eigenen Landesteil.
Alles nur Show?
Auf den Straßen von Taipeh werden die wachsenden Spannungen mit China und die zunehmenden militärischen Aktivitäten rund um die Insel mit Gelassenheit zur Kenntnis genommen.
"Solche Militärübungen der Volksbefreiungsarmee gab es doch auch schon in der Vergangenheit immer wieder", sagte Huang Chung-en, ein 22-jähriger Student einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters. "Unsere Medien berichten ständig über solche Übungen. Das ist doch alles nur Show, China würde doch keinen echten Angriff starten."
Auch die Stundentin Chou Yu-san sieht keine wirkliche Kriegsgefahr: "Ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Es gibt ja auch noch die USA, die werden uns verteidigen."
US-Präsident Joe Biden hat Taiwan immer wieder für den Fall eines chinesischen Angriffs Schutz zugesichert. Erst Ende August genehmigte der Präsident ein militärisches Hilfspaket für Taiwan, das normalerweise nur souveränen Staaten zugestanden wird.