Angaben von Aktivisten Erstmals seit 2016 wieder Luftangriffe auf Aleppo
Innerhalb weniger Stunden haben Dschihadisten große Teile der syrischen Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht. Um die Offensive zu stoppen, fliegt nun Russland erstmals seit acht Jahren offenbar wieder Luftangriffe.
Zum ersten Mal seit 2016 ist die syrische Großstadt Aleppo von russischen Luftangriffen erschüttert worden. Das meldet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London. Syriens Verbündeter Russland habe ein Viertel im Westen der Stadt angegriffen, berichten die Aktivisten, deren Angaben nicht unabhängig überprüft werden können.
Die Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hätten mittlerweile große Teile Aleppos unter ihre Kontrolle gebracht. Sie kontrollierten dort nun auch Regierungsgebäude und Gefängnisse, berichtete die Beobachtungsstelle. Die Organisation bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort.
Regierungstruppen haben sich demnach in einen Vorort der Stadt zurückgezogen. Auch der Gouverneur und Polizeipersonal hätten das Stadtzentrum verlassen, hieß es.
Mehr als 300 Tote
Eine Allianz von Aufständischen hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend große Gebietsgewinne erzielt. Vor dem Eindringen in Aleppo hatten die Rebellen bei den heftigsten Kämpfen seit Jahren bereits Dutzende Orte in der Umgebung von Idlib und westlich von Aleppo unter ihr Kontrolle gebracht.
Bei den Gefechten wurden den Aktivisten zufolge bisher 301 Menschen getötet. Darunter seien auch 28 Zivilisten gewesen.
Russland unterstützt Assad seit 2015
Russland hatte 2015 in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen und trug mit seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Baschar al-Assad seine wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Inzwischen kontrolliert seine Regierung wieder zwei Drittel des Landes. Wegen des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien.