Nach gezielten Tötungen UN-Sicherheitsrat ruft zur Deeskalation auf
Angesichts der Lage in Nahost nach den Tötungen eines Hisbollah-Kommandeurs und des Hamas-Auslandschefs Hanija mahnt der UN-Sicherheitsrat zur Deeskalation. Iran und Israel forderten, das Vorgehen der Gegenseite zu verurteilen.
Nach der Tötung eines ranghohen Hisbollah-Kommandeurs in einem Vorort von Beirut und des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran haben sich Israel und der Iran im UN-Sicherheitsrat gegenseitig mit Schuldzuweisungen überzogen. Beide Länder forderten das mächtigste UN-Gremium auf, das Vorgehen der Gegenseite zu verurteilen. Die Tötung der beiden Extremisten hat die Sorgen vor einem größeren Krieg im Nahen Osten verstärkt.
Mitglieder rufen zur Diplomatie auf
Der Weltsicherheitsrat mahnte alle Konfliktparteien dringend zur Deeskalation. Alle Aktionen, "die den gesamten Nahen Osten in den Abgrund treiben könnten", müssten vermieden werden, ließ UN-Generalsekretär António Guterres in New York mitteilen. Die 15 Mitglieder warnten, dass sich die Region in einer prekären Lage befinde, die weiter eskalieren könne. Sie riefen zu Zurückhaltung und Diplomatie auf und betonten unterschiedliche Konfliktlinien.
Die UN-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, sagte: "Es bedarf dringend diplomatischer Bemühungen, um die Richtung zu ändern und einen Weg zu regionalem Frieden und Stabilität zu finden". Die Kommunikation mittels Raketen, bewaffneten Drohnen und anderen tödlichen Angriffen müsse ein Ende haben.
Der Iran macht Israel für die Tötung Hanijas verantwortlich, zur Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr hat sich Israel bereits bekannt. Schukr war nach israelischen Angaben für einen Raketenangriff auf die von Israel kontrollierten Golanhöhen am Samstag verantwortlich. Dabei kamen zwölf Minderjährige ums Leben.
Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani rief den Sicherheitsrat dazu auf, Israel zur Verantwortung zu ziehen und Sanktionen zu erwägen. Er unterstrich, sein Land behalte sich das Recht vor, "entschlossen auf diesen terroristischen und verbrecherischen Akt zu reagieren", wenn dies "notwendig und angemessen" sei.
Israel: Sicherheitsrat sollte klare Haltung zeigen
Der stellvertretende israelische UN-Botschafter Jonathan Miller rief den Rat auf, Iran zu verurteilen und die Sanktionen gegen die Islamische Republik zu verschärfen. Der Iran sei der "Motor der Maschinerie von Tod und Zerstörung", indem er Gruppen wie die Hamas und die Hisbollah unterstütze. Der libanesische Botschafter Hadi Hachem beschuldigte Israel, einen Konflikt in der gesamten Region entfachen zu wollen. Er forderte den Sicherheitsrat auf, klar Position zu beziehen, "bevor es zu spät ist".
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schwor seine Landsleute auf "herausfordernde Tage" ein. "Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet und werden uns vereint allen Bedrohungen stellen", sagte Netanyahu nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts im Militärhauptquartier in Tel Aviv.
In einer früheren Version wurde Fuad Schukr der Hamas zugeschrieben. Er war jedoch Kommandeur der Hisbollah.
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