Blinken zur Tötung von Hanija "Hatten davon vorab keine Kenntnis"
Der Iran hat den USA eine Mitverantwortung am Tod des Hamas-Anführers Hanija vorgeworfen. US-Außenminister Blinken wies das entschieden zurück - und warnte erneut vor einer Ausweitung des Konflikts. Eine Waffenruhe sei dringend nötig.
Nach dem tödlichen Anschlag auf den politischen Anführer der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, haben die USA eine Verwicklung entschieden zurückgewiesen. "Wir hatten davon vorab keine Kenntnis und wir waren auch nicht involviert", sagte US-Außenminister Antony Blinken bei einem Besuch in Singapur dem örtlichen Sender Channel News Asia (CNA).
Der Iran hatte nach Israel auch die USA für den Tod Hanijas verantwortlich gemacht. "Auch die USA sind für diesen brutalen Terrorakt verantwortlich", hieß es in einer Mitteilung des iranischen Außenministeriums. Washington habe die israelische Regierung schon immer unterstützt und deren Verbrechen stets befürwortet. Daher spielten die USA auch in diesem Vorfall eine Rolle.
Zudem betonte das Außenministerium in Teheran erneut, dass es das legitime Recht des Irans sei, auf dieses Verbrechen auf seinem Staatsgebiet eine angemessene Antwort zu geben.
Blinken: Konflikt darf sich nicht ausbreiten
Noch ist unklar, welche Auswirkungen der offenbar gezielte Anschlag auf Hanija hat. US-Außenminister Blinken betonte, er wolle darüber nicht spekulieren. Die Ereignisse zeigten, dass eine Waffenruhe im Gazastreifen immer notwendiger werde, um die Spannungen in Nahost abzubauen. "Wir werden so lange daran arbeiten, bis wir dahin kommen", sagte Blinken.
Blinken sprach erneut mit Katars Premierminister Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al-Thani. Katar ist einer der wichtigsten Vermittler zwischen der Terrororganisation Hamas und der israelischen Regierung von Benjamin Netanyahu.
Das US-Außenministerium erklärte, der US-Politiker habe "die Bedeutung betont, weiter auf eine Feuerpause im Gazastreifen hinzuarbeiten, die die Freilassung der Geiseln sicherstellt, das Leid des palästinensischen Volkes lindert und die Möglichkeit einer umfassenderen Stabilität eröffnet." Ihm gehe es darum, eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern. Darum hätten sich die USA "seit dem ersten Tag" bemüht.
Baerbock ruft zur Besonnenheit auf
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte erneut vor einem Flächenbrand im Nahen Osten und rief zur Besonnenheit auf. "Jede Entscheidung, die jetzt getroffen wird, kann zur Entspannung der Lage führen oder weiter Öl ins Feuer gießen", sagte die Grünen-Politikerin.
"Ich rufe daher alle, die jetzt Verantwortung tragen, erneut auf - insbesondere Iran - zur maximalen Zurückhaltung zu kommen, zu deeskalieren im Sinne der Menschen in der Region." Die Chance auf eine Waffenruhe und eine Freilassung der israelischen Geiseln dürfe nicht verspielt werden, so Baerbock.
Bundesregierung warnt vor "Irrweg"
Die Bundesregierung rief aufgrund der angespannten Lage im Nahen Osten ihren Krisenstab ein, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts bestätigte. Die Bundesregierung habe bereits am Freitag und am Montag getagt und tage nun erneut "aufgrund der Ereignisse der letzten Nacht", hieß es.
"Wir haben die Meldung zur Kenntnis genommen, dass der Chef des Politbüros im Iran getötet wurde", sagte Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner. Die Bundesregierung habe dazu "keine eigenen Erkenntnisse". Klar sei aber, dass sich die gesamte Region "in einer äußerst gefährlichen Lage" befinde.
Die Bundesregierung nutze alle diplomatischen Kanäle, um eine Eskalation und einen regionalen Flächenbrand zu verhindern. Büchner betonte: "Wir rufen alle Akteure zu maximaler Zurückhaltung auf, die Logik gegenseitiger Vergeltungsschläge ist ein Irrweg." Es gelte jetzt, "einen kühlen Kopf zu behalten". Der Sprecher des Außenamts ergänzte: "Die Diplomatie läuft auf Hochtouren."