Kremlchef in Vietnam Putin mit militärischen Ehren empfangen
Nach seinem Besuch in Nordkorea ist Russlands Präsident Putin weiter nach Vietnam gereist. Dort wurde der Kremlchef von einer Militärgarde empfangen. Zum russischen Angriff auf die Ukraine hatte Hanoi eine neutrale Haltung eingenommen.
Der russische Präsident Wladimir Putin ist zu einem Staatsbesuch in Vietnam eingetroffen. Am Präsidentenpalast in der Hauptstadt Hanoi wurde der Kremlchef vom kürzlich neu im Amt bestätigten vietnamesischen Präsidenten To Lam und einer Militärgarde empfangen.
Vor Ort will Putin die Beziehungen zu seinem langjährigen Partner stärken. Der Ausbau der strategischen Partnerschaft mit Vietnam sei für Russland eine Priorität, sagte er nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Zugleich gehöre Vietnam zum asiatischen Staatenbündnis Asean, mit dessen Mitgliedern Moskau im Dialog stehe.
Putin lud den vietnamesischen Präsidenten auch zum 80. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland im kommenden Jahr nach Moskau ein. Bei dem Besuch in Vietnam soll sich Putin auch mit dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, und Regierungschef Pham Minh Chinh treffen.
Putin dankt für "ausgewogene Haltung zur Ukraine-Krise"
Es ist Putins fünfte Vietnam-Visite als Staatschef. Das Land ist seit der Sowjet-Ära ein Verbündeter Moskaus. In einem Beitrag für die als Sprachrohr der Kommunistischen Partei geltenden Zeitung "Nhan Dan" dankte Putin dem Land für seine "ausgewogene Haltung zur Ukraine-Krise". Hanoi hat sich bei UN-Abstimmungen über eine Verurteilung der russischen Invasion in der Ukraine enthalten.
In den Gesprächen zwischen Putin und der vietnamesischen Staatsführung soll es nach Angaben russischer Vertreter vor allem um wirtschaftliche, Energie- und Bildungsfragen gehen. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern lag im Jahr 2022 bei nur 3,5 Milliarden Dollar (mehr als 3,2 Milliarden Euro) und damit bei einem Bruchteil des Handelsvolumens, das Vietnam mit China (175 Milliarden Dollar) und den USA (123 Milliarden Dollar) teilt.
Zu erwarten sei, dass der Kremlchef die Handelsbeziehungen ausbauen wolle und Vietnam zu Waffenkäufen in Russland drängen werde, sagte der Vietnam-Experte Carl Thayer, früher Professor an der Universität von Neusüdwales in Australien, der Nachrichtenagentur dpa. Zugleich wolle Putin zeigen, dass er trotz des Angriffskrieges gegen die Ukraine international nicht isoliert sei.
Kritik an Putin-Besuch
Die US-Botschaft in Hanoi kritisiert Putins Besuch und erklärte, dass kein Land Putin eine Plattform geben sollte, um seinen Angriffskrieg zu fördern und ihm zu erlauben, seine Gräueltaten zu normalisieren. 2023 hatte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen Putin erlassen.
Der ukrainische Botschafter in Hanoi, Olexander Haman, sagte der Nachrichtenagentur dpa, er erwarte nicht, dass Vietnam seine neutrale Haltung zum Krieg aufgeben und Russland unterstützen werde. Es gehöre zu den Grundsätzen vietnamesischer Sicherheitspolitik, nicht für eine Seite Partei zu ergreifen.
Vor seinem Besuch in Vietnam war Putin nach Nordkorea gereist. In dem international abgeschotteten Land hatten der russische Staatschef und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un am Mittwoch ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie sich "gegenseitigen Beistand im Falle einer Aggression" eines anderen Staates zusichern. Kim sagte Putin zudem seine "volle Unterstützung" im Konflikt mit der Ukraine zu.