Vorwurf unterlassener Hilfeleistung Israelische NGO verklagt das Rote Kreuz
Eine israelische NGO wirft dem Roten Kreuz vor, "voreingenommen" und "gleichgültig gegenüber israelischen Leben" zu sein. Vor einem Jerusalemer Gericht reichte sie im Namen der Familien von 24 Geiseln deswegen Klage ein.
Eine israelische Nichtregierungsorganisation (NGO) hat nach eigenen Angaben das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wegen unterlassener Hilfeleistung für die im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln verklagt. Im Namen der Familien von 24 der insgesamt 250 von der Hamas verschleppten Menschen reichte die Organisation Schurat HaDin bei einem Jerusalemer Gericht Klage ein.
Die NGO, die sich nach eigenen Angaben auf juristischer Ebene für die Belange Israels einsetzt, wirft dem IKRK vor, seinem Auftrag und "seiner moralischen Pflicht" nicht nachgekommen zu sein und die Geiseln nicht besucht, medizinisch versorgt und um deren Freilassung gekämpft zu haben.
Bitte nach Übergabe von Medikamenten offenbar abgewiesen
Eine der Geiseln, die Schurat HaDin vertritt, ist Raz Ben Ami, die von Hamas-Terroristen zusammen mit ihrem Ehemann Ohad am 7. Oktober aus dem Kibbuz Beeri in den Gazastreifen verschleppt worden war. Während Raz nach fast zweimonatiger Gefangenschaft wieder freigelassen wurde, ist Ohad immer noch in den Händen der Hamas.
Wie die israelische Nachrichtenseite ynet berichtet, leidet Raz an einer chronischen Krankheit und ist auf Medikamente angewiesen. Während ihrer Geiselhaft hatte sich ihre Familie an das IKRK gewandt, mit der Bitte, sich für die Übergabe von Medikamenten an die 57-Jährige einzusetzen. Laut dem Bericht soll die Bitte abgewiesen worden sein. Ein IKRK-Vertreter soll der Familie außerdem eine E-Mail geschickt haben, in welcher er ihr "Erfolg bei der Wiederherstellung des Kontakts mit ihren Familienangehörigen" wünschte.
"Wir können diese Missachtung und Respektlosigkeit gegenüber Menschenleben nicht akzeptieren, nur weil die Geiseln Juden sind", erklärte die Leiterin von Schurat HaDin, Nizana Darschan-Leitner. Sie warf dem IKRK vor, "voreingenommen" und "gleichgültig gegenüber israelischen Leben" zu sein.
IKRK zeigt sich "tief getroffen und frustriert"
Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP erklärte das IKRK, es habe seit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober kontinuierlich die Freilassung der verschleppten Menschen gefordert. "Wir sind tief getroffen und frustriert, wenn wir keinen Zugang zu Menschen haben, die unsere Hilfe brauchen", erklärte ein Sprecher.
Weiter betonte er, seine Organisation habe sich "auf allen Ebenen" mit der Hamas getroffen und humanitäre diplomatische Bemühungen unternommen, um Zugang zu den Geiseln zu erhalten.
Nach Angaben der israelischen Regierung befinden sich noch 129 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen.