Krieg in Nahost Feuerpause in Kraft getreten
Die zwischen Israel und der Hamas vereinbarte Waffenruhe ist offiziell in Kraft getreten. Sie soll zunächst für vier Tage gelten. Die erste Gruppe von Geiseln der Hamas soll nach Angaben Katars um 16.00 Uhr Ortszeit freikommen.
Eine vereinbarte Feuerpause zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas ist am Morgen in Kraft getreten. Sie begann um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) und soll mindestens vier Tage dauern. Eine Verlängerung auf bis zu zehn Tage ist möglich, wie das in dem Konflikt vermittelnde Golfemirat Katar mitgeteilt hatte. Ob die Waffenruhe eingehalten wird, überwachen Katar, Ägypten und die USA.
Um 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollen im Zuge der Vereinbarung zwischen Israel und Hamas die ersten 13 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigelassen werden. Bei ihnen handelt es sich um Frauen und Kinder. Im Gegenzug sollen für jede Geisel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Auch hier geht es um Frauen und Minderjährige.
In den vier Tagen will die Hamas insgesamt 50 Frauen und Kinder freilassen. Israel will im Gegenzug insgesamt 150 palästinensische Häftlinge entlassen.
Noch kurz vor Beginn Kämpfe
Vor der Feuerpause hatte die israelische Armee ihre Angriffe auf Hamas-Ziele nochmal intensiviert, vor allem im Norden des Gazastreifens. Und auch die Angriffe auf Israel hielten an. In den Morgenstunden heulten im Süden des Landes die Sirenen.
Ein Sprecher der israelischen Armee nannte die Zeit der Feuerpause "komplizierte Tage". Nach seinen Worten ist nicht sicher, was passiert. Unklar ist, ob die Armee die geflohenen Bewohner des Gazastreifens zurück in den Norden lässt. Medien berichten, dass die Armee die Zahl ihrer Soldaten während der Feuerpause nicht reduzieren will.
Mehr Hilfslieferungen geplant
Mit der Waffenruhe soll es auch mehr Hilfslieferungen für die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen geben. Inzwischen sind dort mehr als 1,7 Millionen Menschen, also rund drei Viertel der Bevölkerung, UN-Angaben zufolge Binnenflüchtlinge. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA will die Kampfpause nutzen, um dringend benötigte Hilfsgüter zu verteilen.
Während der Waffenruhe würden alle Seiten ihre militärischen Aktivitäten einstellen, kündigte ein Sprecher der Kassam-Brigaden an, die den bewaffneten Arm der Islamistenorganisation Hamas bilden.
Nach dem vorläufigen Ende der intensiven Kämpfe soll es nach Angaben des israelischen Militärs aber auch weiterhin viele Einsätze im Gazastreifen geben, bis von dort aus keine militärische Bedrohung mehr ausgehe. Ein israelischer Armeesprecher schrieb auf der Plattform X kurz vor Beginn der Feuerpause auf Arabisch: "Der Krieg ist noch nicht vorbei."
Der nördliche Gazastreifen sei weiterhin eine "gefährliche Kriegszone" und es sei verboten, sich dort hin und her zu bewegen. Palästinenser sollten in einer "humanitären Zone" im Süden des Küstenstreifens verbleiben. Für Zivilisten sei es allerdings weiterhin möglich, sich vom Norden in den Süden zu bewegen. In der anderen Richtung sei dies verboten.
Israel: Krieg wird nach Feuerpause fortgesetzt
Israels Verteidigungsminister Joav Gallant wiederholte am Abend, dass Israel den Krieg gegen die Hamas nach der Feuerpause fortsetzen werde. Wie er vor Marinesoldaten sagte, werden die Kämpfe mindestens zwei weitere Monate dauern.
Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert nun bereits seit fast sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren Hunderte Kämpfer der Terrororganisation Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1.200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Nach Angaben der Hamas wurden seitdem mehr als 14.800 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Mit Informationen von Björn Dake, ARD-Studio Tel Aviv