Nach Hamas-Angriff auf Israel Die Hälfte der Gaza-Bevölkerung ist auf der Flucht
Als Reaktion auf den Hamas-Terror bombardiert Israel den Norden des Gazastreifens - und hat die Menschen dort aufgefordert, in den Süden zu flüchten. Nach UN-Schätzungen sind etwa eine Million Menschen geflohen, ähnlich viele sind aber auch noch im Norden.
Nach den brutalen Angriffen der Terrormiliz Hamas bombardiert Israel seit Tagen den Norden des Gazastreifens - mit dem Ziel, Hamas-Stellungen zu zerstören. Die Zivilisten forderte die Militärführung auf, in den weniger von Angriffen betroffenen Süden des schmalen Küstenstreifens zu flüchten.
Fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens folgte dem Aufruf und ist nach Schätzung des UN-Nothilfebüros (OCHA) inzwischen auf der Flucht in den Süden. Eine Million Menschen hätten ihre Wohnungen bis Montagabend verlassen, teilte OCHA mit.
Gefangen im Gazastreifen
Viele Zufluchtsmöglichkeiten haben die Menschen dort allerdings nicht, weil der nur rund 40 Kilometer lange und ohnehin völlig überbevölkerte Küstenstreifen vollständig abgeriegelt ist. Und der Grenzübergang Ägyptens zum Gazastreifen bleibt geschlossen.
Ein Drittel der Menschen habe Zuflucht in Gebäuden des UN-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) gesucht, hieß es. Andere kampierten im Freien oder seien bei Freunden und Verwandten untergekommen. Krankenhäuser seien mangels Strom und inzwischen auch Treibstoff für Generatoren "am Rande des Zusammenbruchs", warnte OCHA. Das Leben Tausender Patienten sei in Gefahr. Israel liefere zwar wieder Wasser, aber nur vier Prozent der Menge, die gebraucht werde. Es drohten Krankheitsausbrüche.
Hunderttausende Palästinenser harren aus
Dagegen sind mehrere Hunderttausend Palästinenserinnen und Palästinenser im Gazastreifen nach Angaben des israelischen Militärs noch nicht den Evakuierungsaufrufen gefolgt. "Es gibt immer noch ein paar Hunderttausend, die gehen sollten", sagte Armeesprecher Jonathan Conricus. Insgesamt wurden nach Angaben aus dem Gazastreifen etwa 2.800 Palästinenser getötet.
Hunderttausende Israelis verlassen Grenzregion
Auch in Israel verlassen die Menschen die Grenzregionen zum Gazastreifen, aber auch im Norden zum Libanon. Innerhalb Israels seien seit dem Großangriff der Hamas fast 500.000 Menschen aus der Gefahrenregion gebracht worden, teilte das Militär mit. "Wir haben den gesamten Süden Israels evakuiert, alle Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens, aufgrund der Anweisungen der Regierung (...)", sagte der Armeesprecher Conricus. "Das gleiche haben wir im Norden getan, wo 20 Ortschaften in der Nähe der Grenze evakuiert wurden", fügte er hinzu.
Die meisten Menschen seien freiwillig gegangen, betonte der Sprecher. "Wir wollen keine Zivilisten in der Nähe von Kampfgebieten," sagte Conricus. Ziel sei es, "unsere Bürger vor den verheerenden Auswirkungen des Krieges zu schützen". Die Menschen hätten Zuflucht bei Verwandten im Zentrum des Landes gefunden, "in Gebieten, die sicherer sind". Der Armeesprecher räumte ein: "Die Situation im Gazastreifen ist schlimmer."
Macron verurteilt Vorführen französisch-israelischer Geisel in Video
Die Hamas hatte bei ihrem Terrorangriff am Samstag mindestens 1.300 Israelis ermordet, darunter auch Alte und Kinder. Zahlreiche Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt - das Schicksal der meisten ist derzeit unklar. Von einer Geisel gibt es seit Montag ein offizielles Lebenszeichen: Die Terrormiliz selbst veröffentlichte ein Video, auf dem die französisch-israelische Staatsbürgerin Mia Shem zu sehen ist.
Die Aufnahmen zeigen, wie einer jungen Frau eine Wunde am Arm verbunden wird, anschließend spricht sie direkt in die Kamera. "Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Schoham", sagt die Frau. Sie sei aktuell in Gaza und dort in einem Krankenhaus behandelt worden. "Holt mich hier bitte so schnell wie möglich raus."
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte nun die sofortige Freilassung der französisch-israelischen Geisel. Der Élyséepalast in Paris teilte mit: "Er verurteilt die Schmach, die die Geiselnahme unschuldiger Menschen und ihre abscheuliche Inszenierung darstellt." Der Präsident fordere ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.
Unklar war, wo, wann und unter welchen Umständen das Video entstanden ist. Frankreich arbeite mit seinen Partnern zusammen, um die von der Hamas festgehaltenen französischen Geiseln zu befreien, hieß es aus Paris. Außenministerin Catherine Colonna habe am Sonntag mit den Familien gesprochen, deren Angehörige ermordet oder entführt wurden, darunter auch die von Mia Shem.